Das Aus

AOL stellt ISDN-Flatrate komplett ein

AOL-Pressestelle: "Schmalbandflatrates in Deutschland ökonomisch nicht machbar"
Von Hayo Lücke / Roland Silberschmidt

Schlechte Nachrichten für alle Kunden des Online-Dienstes AOL, die im Losverfahren eine der beliebten Schmalband-Flatrates gewonnen haben. Nachdem bereits Ende Februar die Verlosung der Flatrates eingestellt wurde, wird die Flatrate nun komplett vom Markt genommen.

Gegenüber teltarif.de erklärte AOL-Pressesprecher Jens Nordlohne, man habe jahrelang für ein reguläres Narrowflat-Angebot gekämpft, in Deutschland sei eine Schmalbandflatrate aufgrund der monopolistischen Stellung der Deutschen Telekom ökonomisch nicht realisierbar. Ferner betonte er, dass es sich bei der Verlosung nie um ein reguläres Angebot gehandelt habe, vielmehr sei es darum gegangen ein politisches Zeichen zu setzen, nämlich, dass eine analoge Flatrate in Deutschland von den Nutzern gewünscht werde. Mit nach eigenen Angaben 600 000 Interessenten kann dies durchaus als gelungen bezeichnet werden. Bestandskunden werden zum nächst möglichen Abrechnungszeitraum nach dem 23. Juni - wenn auch die neue Preisstruktur bei AOL in Kraft tritt - auf den Top-Tarif umgestellt. Dieser stellt bei einem Minutenpreis von 1,2 Cent sowie einer Mindestabnahme von 30 Stunden jedoch keine Alternative dar. Natürlich können alle Bestandskunden auch in jeden anderen AOL-Tarif wechseln oder das Vertragsverhältnis kündigen.

Doch wer ist nun schuld an der Einstellung der Flatrate? Moralisch kann man AOL vorwerfen, die Flatrate wider besseres Wissen angeboten und querfinanziert zu haben. Denn die Situation in Deutschland, in der die Deutsche Telekom nach wie vor die Hoheit im Ortsbereich hat, war damals wie heute die gleiche. Und eine Regelung nach dem ST-FRIACO-Modell wie in Großbritannien, lässt noch heute auf sich warten. Ist nun die Telekom an allem schuld? Auch hier kann man höchstens von einer Mitschuld sprechen, denn der rosa Riese ist ein gewinnorientiertes Unternehmen, welches Leistungen natürlich gewinnbringend verkaufen möchte. Wenn man wirklich von Schuldigen sprechen kann, so höchstens in Form der Regulierungsbehörde für Post und Telekommunikation (RegTP) und der rot-grünen Bundesregierung.

Denn weder Bundesregierung noch RegTP haben es in den letzten Jahren fertiggebracht, die Telekom zu einer vernünftigen Lösung zu bewegen. Zu tief die Verflechtungen von Politikern aller Parteien bei der Telekom. Die Regulierung wurde reichlich halbherzig angegangen - statt echtem Wettbewerb entstehen so absurde Situationen wie die Verteuerung des gerade erst gestarteten Call by Call im Ortsnetz. Ob dies nun Absicht oder einfach nur Dummheit ist, sei einmal dahingestellt. Fakt ist jedoch, dass es mit dem Aus der AOL Schmalband-Flatrate vielen Internet-Nutzern nicht mehr in dem Maße wie bisher möglich sein wird, das weltweite Netz kostengünstig zu nutzen. Denn viele dieser Nutzer wohnen in ländlichen Gebieten, in denen entweder nie oder zumindest nicht in absehbarer Zukunft ein DSL-Ausbau möglich oder geplant ist. Diese Nutzer müssen nun wieder auf Internet by Call umsteigen und haben wie vor zwei Jahren den Gebührenzähler im Nacken.