unterlegen?

Machen mobile Funknetze UMTS überflüssig?

Wirtschaftswoche berichtet über internes Strategiepapier der Telekom
Von Marie-Anne Winter

Nach einem Bericht der WirtschaftsWoche sind moderne Funknetze zur mobilen Datenübertragung (WLAN) in den meisten Fällen deutlich leistungsfähiger als die Datenübertragung per UMTS. Das Magazin bezieht sich auf ein vertrauliches Strategiepapier der Deutschen Telekom. Darin heißt es, dass 90 Prozent der für UMTS gedachten mobilen Datenfunkanwendungen von WLAN-Lösungen besser erfüllt würden. Denn genau dort, wo die UMTS-Netze gerade aufgebaut würden, nämlich in der Umgebung von Bahnhöfen, Flughäfen, Hotels und Restaurants, biete WLAN den deutlichen besseren mobilen Internetzugang.

Nur auf dem flachen Lande, etwa in Erholungsgebieten, sei UMTS überlegen, weil die Reichweite der lokalen Funknetze nicht für die Abdeckung größerer Gebiete ausreicht. Dort würden allerdings auch keine UMTS-Netze aufgebaut. Derzeit bemühen sich sämliche Anbieter, die bevölkerungsreichen Ballungsgebiete abzudecken, um die Lizensbedingungen zu erfüllen. "Immer öfter stellt sich wegen der hohen UMTS-Lizenzkosten die Frage, ob nicht eine Kombination der etablierten Mobilfunkstandards (GSM, GPRS) mit WiFi (Wireless Fidelity, technischer Standard für WLAN) sinnvoller gewesen wäre", wird ein Report der Telekom-Tochter Detecon zitiert.

Diese Erkenntnis ist angsichts der Summen, die bereits in die dritte Mobilfunkgeneration gesteckt wurden, äußerst schmerzhaft. Man muss sich auch fragen, weshalb sie erst jetzt kommt. Die Frage, ob WLAN den Erfolg von UMTS verderben könnte, war bereits im Frühjahr 2000 Thema. Damals wurde abgewiegelt, es hieß, WLAN könne allenfalls eine Ergänzung zu UMTS sein. Und das ist nach wie vor nicht falsch. Zum einen, weil flächendeckende Versorgung mit schnellen Datendiensten nur per UMTS möglich ist. Zum anderen, weil WLAN-Verbindungen zwar stationär sehr gut funktionieren, aber bei bewegten Objekten, etwa vom Auto oder vom Zug aus, eben nicht. Und "mobil" heißt schließlich, dass man sich bewegt. Laut WirtschaftsWoche wird die Telekom auf der CeBIT eine "WiFi-Offensive" vorstellen. Die Überlegungen sollen sogar so weit gehen, auch die öffentlichen Fernsprecher der Telekom mit WiFi-Sendern nachzurüsten.

Wenn es stimmt, dass die Telekom nun versuchen will, so schnell wie möglich selbst in WLAN-Technologien zu investieren, könnte das ein Zeichen dafür sein, dass man nicht wirklich daran interessiert ist, in näherer Zukunft eine wirklich flächendeckende Versorgung der Bevölkerung per UMTS zu erreichen. Damit zeichnet sich eine ähnliche Entwicklung ab, wie sie bereits bei DSL zu beobachten ist: Die attrativen Gebiete werden forciert ausgebaut, die Kunden auf der grünen Wiese schauen in die Röhre. Somit kann es künftig nicht nur bei den schnellen Internetzugängen per Festnetz, sondern auch bei der mobilen Versorgung mit schnellen Datendiensten zu einem diskriminierenden Stadt/Landgefälle kommen. Andererseits zeichnet sich jetzt schon ab, dass die Netzbetreiber selbst beim besten Willen Schwierigkeiten hätten, die vielen Masten aufzubauen, die für eine flächendeckendes UMTS-Netz notwendig wären.