Im Regen stehen

Telekom ersetzt Telefonzellen durch einfache Wandgeräte

35 000 Standorte gelten als extrem unwirtschaftlich
Von dpa /

Die Telekom baut vom kommenden Jahr an zahlreiche unrentable Telefonzellen in Deutschland ab. In einem Versuch würden die Zellen an unwirtschaftlichen Standorten durch einfache Telefone ersetzt, die an Wänden oder Laternenmasten hängen, sagte ein Sprecher der Deutschen Telekom in Bonn am Samstag der dpa und bestätigte damit einen Bericht der "Welt am Sonntag".

Dem Bericht zufolge werden an rund 7 500 Standorten die so genannten Basis-Telefone anstatt der Telefonhäuschen eingesetzt. Der Sprecher wollte zu der Größenordnung nichts sagen. Der Beirat der Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post habe bereits am vergangenen Dienstag in vertraulicher Sitzung Grünes Licht für die Pläne gegeben, berichtete das Blatt.

Die einfacheren Geräte könnten für Notrufe genutzt werden und seien mit normalen Telefonkarten zu bedienen, sagte der Telekom- Sprecher. Bei dem Versuch sollten die "Interessen unterschiedlicher Gruppen" berücksichtigt werden.

Eine Telefonzelle mit Bodenplatte kostet dem Bericht zufolge 15 000 Mark (7 669 Euro), die monatlichen Unterhaltskosten und Reparaturen schlagen mit rund 750 Mark zu Buche. Der geplante Ersatz koste jeweils nur 500 Mark. Zur Zeit würden jährlich 7 000 der insgesamt 128 000 öffentlichen Telefone ersatzlos gestrichen. 35 000 Standorte gelten als extrem unwirtschaftlich, hieß es.

In den vergangenen Monaten hatte es wiederholt Spekulationen über die Zukunft der einst ins Stadtbild gehörenden Telefonhäuschen gegeben. Der Deutsche Verband für Post und Telekommunikation in Offenbach hatte im April die Einschätzung vertreten, dass es im Handy-Zeitalter über kurz oder lang dafür "keinen Bedarf mehr" gebe. Ein Telekom-Sprecher hatte damals jedoch betont, dass ein massiver Zellenabbau nicht geplant sei. Durch den Nachholbedarf in der Ex-DDR war die Zahl der Zellen Mitte der 90er Jahre zunächst von rund 120 000 auf 165 000 gestiegen. Der erste öffentliche Fernsprech- Automat war vor rund 100 Jahren in Berlin aufgestellt worden.