Startschuss

Kabel NRW gibt Datenautobahn im TV-Kabelnetz frei

Produkte, Preise und Pläne sollen morgen bekannt gegeben werden
Von dpa /

Für die ersten deutschen Kabelhaushalte beginnt in wenigen Tagen die Welt des Internets via Fernsehgerät. Gut eineinhalb Jahre nach dem Kauf der nordrhein-westfälischen Kabelgesellschaft gibt die Callahan-Gruppe in den Städten Düsseldorf und Neuss den Startschuss für Multimedia-Anwendungen über das Kabel. Die deutsche Callahan-Tochter Kabel NRW [Link entfernt] wird morgen in Köln die neuen Produkte, Preise und Pläne zum weiteren Netzausbau in NRW und in Baden-Württemberg sowie ihren neuen Namen bekannt geben.

Die mehrspurige Datenautobahn über das TV-Kabelnetz wird für die 6,4 Millionen angeschlossenen Haushalte in beiden Bundesländern schrittweise eingeführt. Kabel NRW sieht das Vorhaben als eines der größten technischen Infrastrukturprojekte in Europa. Denn das marode Kabelnetz muss mit Milliarden-Investitionen erst rückkanalfähig gemacht werden, um hohen Datenaustausch in Höchstgeschwindigkeit zu ermöglichen.

"Mit einer einzigen Leitung telefonieren, gleichzeitig mit mehrfacher DSL-Geschwindigkeit im Internet surfen und ganz nebenbei Fernsehen und Radio empfangen - das sprengt die landläufige Vorstellung vom Kabelfernsehen", wirbt Kabel NRW in einer Imagebroschüre. Doch Verbraucher stellen unterdessen die Frage, ob die neuen Anbieter nicht an der Gebührenschraube drehen werden. Grund für diese Befürchtungen sind die Milliarden-Beträge, die die Käufer des TV-Kabelnetzes in die Modernisierung des Netzes investieren.

Heute zahlen die Haushalte im Durchschnitt 14 Mark im Monat für den Kabelempfang. Einschließlich des Preises für den normalen Fernseh-Empfang ergibt sich eine Gebühr von 45 DM. Auch der Verband Privater Kabelnetzbetreiber (ANGA) will nicht ausschließen, dass auf die Kunden ein schmaleres Angebot als bisher und höhere Gebühren zukommen könnten. Die privaten Betreiber wollten jedoch nicht, das sich die Gebühren für das TV-Kerngeschäft erhöhten, versicherte unlängst ANGA-Chef Peter Charissé. Nur bei einer echten Mehrleistung seien höhere Preise aus Wettbewerbssicht begründet.

Die Deutsche Telekom, die beim schnellen Internetzugang mit ihrem DSL-Produkt derzeit im Massenmarkt die Nase vorne hat, wird mit Kabel NRW und zwei weiteren Anbietern eine ernst zu nehmende Konkurrenz bekommen. Neben Callahan wollen auch Klesch (in Hessen) und Liberty Media (alle übrigen Regionen, ohne NRW und Baden-Württemberg) ein Multimediageschäft über Kabel aufbauen. Der Kaufvertrag zwischen Liberty Media und Telekom muss allerdings noch von den Kartellbehörden abgesegnet werden.