Ausblick

ITK-Branche rechnet für 2001 mit Ertragsstagnation bei Umsatzplus

Softwarebereich sowie IT- und Internetdienste sind stärkste Wachstumsmotoren
Von dpa / Karin Petzke

Angesichts der weltweiten Konjunkturschwäche und der Krise in der Internetwirtschaft rechnet die Informations- und Telekommunikationsbranche (ITK) in diesem Jahr mit stagnierenden Erträgen. Die Situation in den einzelnen Branchensegmenten sei jedoch sehr unterschiedlich, sagte der Präsident des Branchenverbandes BITKOM, Volker Jung, am Freitag in Berlin. Während die Anbieter von Telekom-Endgeräten und -Infrastruktur sich in einer Umfrage des Verbandes eher skeptisch zeigten, gehen die meisten Firmen im Hardwaresegment oder bei den Mobilfunkdiensten von steigenden Gewinnen für 2001 aus. Bundeswirtschaftsminister Werner Müller (parteilos) betonte, langfristig blieben die Perspektiven der Internetwirtschaft gut.

Der Einsatz der Informations- und Kommunikationstechnologien trage inzwischen mit einem halben Prozentpunkt zum jährlichen Wirtschaftswachstum bei, sagte Müller laut Redetext auf der ersten Jahrestagung des Verbands. In der technischen Infrastruktur für den Handel über das Internet nehme Deutschland eine internationale Spitzenstellung ein: Bei der Zahl der ISDN-Anschlüsse pro Einwohner Platz eins und bei den breitbandigen DSL-Anschlüssen Platz zwei hinter den USA. Der Vorsprung zu den Vereinigten Staaten bei der UMTS-Technologie müsse jetzt genutzt werden, indem die nötigen Geräte und Dienste entwickelt würden.

In diesem Jahr sollen die Umsätze nach zweistelligen Wachstumsraten in den Vorjahren um 8,7 Prozent auf gut 250 Milliarden DM (128 Mrd Euro) steigen. Damit bleibe die Branche der Wachstumsmotor in Deutschland, sagte Jung. Die stärksten Schübe kämen aus dem Softwaresegment sowie von den IT- und Internetdiensten. Insgesamt sollen in diesem Jahr rund 16 000 Stellen neu geschaffen werden. Ein Problem der Branche mit 820 000 Arbeitsplätzen bleibe der Fachkräftemangel. Er sei durch die Einführung der Green Card gemildert worden, zur Behebung wären aber tief greifende Bildungsreformen nötig, sagte Jung.

Während sich in den vergangenen Jahren Banken und andere Kapitalgeber gegenseitig dabei überboten haben, junge Internet-Unternehmen zu finanzieren, entwickelt sich dies nun zum Markthemmnis. Jedes dritte der 150 befragten Unternehmen, die vom Umsatz her rund 80 Prozent des Gesamtmarktes ausmachen, berichtet über Probleme. "Es ist wirklich grotesk", sagte Jung. "Gerade die jungen Unternehmen im Umfeld des Internets wurden noch vor kurzem in den Himmel gehoben und werden jetzt von den meisten Investoren fallen gelassen wie eine heiße Kartoffel."

Auf die Verbraucher dürften in den kommenden Monaten und Jahren einige zusätzliche Kosten für Computer und Internetdienste zukommen. Allein die EU-weite Regelung für die Entsorgung von Elektroschrott könnte den Verkaufspreis von Computern und Faxgeräten, Telefonen und Anrufbeantwortern um bis zu 50 Mark nach oben treiben, meinte Jung. Zudem erwartet der Verband Belastungen aus den Urheberrechtsabgaben auf Drucker oder CD-Brenner, über die unter Vermittlung von Bundesjustizministerin Herta Däubler-Gmelin (SPD) derzeit verhandelt wird. Müller appellierte an Industrie und Verwertungsgesellschaften, aufeinander zuzugehen und sich außergerichtlich zu einigen. Jung hofft darauf noch in diesem Sommer.