Hell scheint die Sonne

MobilCom glaubt an UMTS-Zukunft und steckt Kritik von Aktionären ein

GSM-Netzen stehe bis 2010 Abschaltung bevor
Von dpa / Frank Rebenstock

Das Telekommunikations-Unternehmen MobilCom will die Milliarden-Kosten für die kommende Mobilfunkgeneration UMTS durch ein breites Angebot an Multimedia-Diensten bewältigen. Bis 2010 würden die derzeitigen GSM-Netze abgeschaltet, UMTS sei der Standard der Zukunft, verteidigte Vorstandschef Gerhard Schmid bei der Hauptversammlung am Donnerstag in Hamburg die hohen Ausgaben für die Lizenz. Aktionärsschützer kritisierten den Kurssturz der MobilCom-Aktie und mögliche UMTS-Risiken.

Schmid sprach sich ausdrücklich gegen eine Änderung der UMTS-Lizenzbedingungen aus, die den Aufbau eigener Netze durch alle Anbieter vorschreiben. Nur in diesem Rahmen sei eine Kooperation möglich. Lizenznehmer hatten zuletzt angesichts der Milliardenkosten auch für gemeinsamen Netzaufbau plädiert. MobilCom hatte im vergangenen Jahr 16,4 Milliarden Mark für die Lizenz bezahlt.

Nach den Verlusten des Vorjahres sollen 2001 wieder operativ schwarze Zahlen geschrieben werden, sagte Schmid. Im Gesamtjahr solle operativ ein positives Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (EBITDA) erwirtschaftet werden. Die MobilCom AG (Büdelsdorf) hatte 2000 ein EBITDA von Minus 22,1 Millionen Mark (11,3 Millionen Euro) vorgelegt. Das UMTS-Geschäft der MobilCom könne bereits vor dem angepeilten Jahr 2006 profitabel werden, sagte Schmid.

In Zukunft würden Kunden angesichts der höheren Handy-Kosten nur selten zwischen den Netzen wechseln, meinte Schmid. Bis 2010 will MobilCom die Zahl der Kunden von derzeit 6,5 Millionen auf 11,7 Millionen erhöhen. Die Ausgaben der Nutzer sollen durch neue UMTS-Angebote wie mobiles Internet und Bildübertragung steigen. Mit einem eigenen Netz werde MobilCom nicht mehr wie jetzt mehr als 70 Prozent des Umsatzes an Netzbetreiber abführen müssen.

Aktionärsvertreter kritisierten, die Anleger seien mangelhaft über mögliche UMTS-Risiken informiert worden. Unter anderem würden die Kosten der UMTS-Lizenz in der Bilanz nach dem internationalen Standard IAS nicht ausreichend dargestellt. Nach Medienberichten wäre bei Bilanzierung nach dem Handelsgesetzbuch (HGB) im Jahr 2000 eine Milliarde Mark Verlust statt 175 Millionen Mark nach IAS angefallen. MobilCom meint, die Ausgaben sollten nicht sofort, sondern über die Laufzeit der Lizenz abgerechnet werden.

Die MobilCom-Aktie war in den vergangenen zwölf Monaten von rund 140 Euro auf etwa 15 Euro gestürzt. Auch Schmid zeigte sich mit dem Aktienkurs unzufrieden. "Wir haben viel Geld verloren." Am Donnerstag legte das Papier rund vier Prozent auf 15,40 Euro zu.

Vom Großaktionär France Telecom wurden die Vize-Präsidentin Brigitte Bourgoin und Direktor Eric Bouvier in den MobilCom-Aufsichtsrat gewählt. Der französische Telekom-Riese hält 28,5 Prozent an MobilCom und gewährte ein Darlehen von bis zu zwei Milliarden Euro (3,9 Milliarden Mark) zum Aufbau des UMTS-Netzes durch Nokia und Ericsson.