FuzzyLogik

Napster: Musikindustrie will einen anderen Filter

Der Napster-Filter arbeitet angeblich ineffektiv; Musikindustrie soll hingegen besser kooperieren
Von dpa / Edward Müller

Die US-Musikindustrie hat der Musiktauschbörse Napster vorgeworfen, die Auflagen der jüngsten Gerichtsentscheidung nicht zu erfüllen und fordert strengere Kontrollen durch das amerikanische Bundesgericht. Die fünf größten Musikfirmen wollen Napster zwingen lassen, eine bessere Filtersoftware zum Blockieren von urheberrechtlich geschützten Songs einzusetzen, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg am Dienstag. Napster wies unterdessen die Kritik zurück und beschuldigte wiederum die Kläger, die Sperrung der Songs zu behindern statt sie zu unterstützen.

"Es ist zweifelhaft, dass Napsters technologisch archaische Filter jemals in der Lage sind, den Zugriff auf Musikstücke der Kläger zu verhindern", sagte ein Sprecher der Vereinigung der amerikanischen Musikindustrie RIAA. Nahezu jeder Song, dessen Verbreitung der Verband beanstandet hatte, sei nach wie vor über Napster zugänglich. Napsters Technologie, die Namen von MP3-Dateien zu scannen, solle deshalb durch eine sehr viel effektivere Filtersoftware ersetzt werden, forderte der Verband in einem Report an die US-Distrikt-Richterin Marilyn Patel in San Francisco.

Die Tauschbörse wies die Kritik unterdessen zurück und beschuldigte die Musikindustrie, bei dem Schutz der Musikstücke nicht zu kooperieren. Der Report des Verbandes verschweige, dass es die Industrie komplett versäumt habe, Napster zum Beispiel die verschiedenen Namensvariationen von Künstlern und Songtiteln zu liefern, stellte Napster-Chef Hank Barry fest. "Nicht eine Plattenfirma hat uns mit einer Variante auch nur eines Songtitels unterstützt." Dieses Verhalten verstoße gegen die Anordnungen des Gerichts, nach der alle Parteien für den erfolgreichen Schutz der Songs zu sorgen hätten. Bislang waren gesperrte Musikstücke häufig noch zu finden, wenn der Name des Songs oder des Interpreten geringfügig verändert war. Deshalb müssen für eine effektive Blockierung die Suchalgorithmen für jedes Lied mehrere Variationen in der Schreibweise enthalten.

Die RIAA behaupte, Informationen über viele Dateien zu haben, die über Napster noch zugänglich seien. "Warum schickt die RIAA diese Informationen an das Gericht und nicht an uns", sagte Barry. Seit drei Wochen sei nahezu jeder Napster-Mitarbeiter damit beschäftigt, die Auflagen des Gerichts zu erfüllen. Bislang sei es gelungen, über 275 000 Musikstücke und über 1,6 Millionen Dateinamen zu sperren. Eine effektive Blockierung sei ein permanenter und sich wiederholender Prozess. Immerhin habe Napster die Verfügbarkeit der Dateien um 57 Prozent von 370 Millionen auf 160 Millionen reduziert.

Nach der einstweiligen Verfügung eines Berufungsgerichts in Kalifornien vom 6. März müsste Napster längst alle geschützten Titel herausgefiltert haben. Am 10. April werden sich die Kontrahenten erneut vor Gericht treffen. Rechtsexperten gehen davon aus, das Bezirksrichterin Patel zum Gerichtsverfahren dann einen neutralen Technik-Experten hinzuziehen wird.