Brautschau

debitel sucht Anschluss an UMTS-Lizenznehmer

Gespräche mit D2 schon "sehr fortgeschritten"
Von Frank Rebenstock / dpa

debitel, bei der Versteigerung der bundesdeutschen UMTS-Lizenzen ausgestiegen, strebt nun eine Zusammenarbeit mit mehreren der sechs Lizenzerwerbern an. Vorstandschef Peter Wagner gab heute auf einer Pressekonferenz im Vorfeld der CeBIT bekannt, debitel wolle sich nicht an einen der Netzbetreiber "fesseln". Derzeit sei man als Service-Provider aller "relevanten Netze" auf dem Markt bestens positioniert und genieße beim Kunden die Stellung eines "objektiven Telekommunikationsexperten". Diese Vorteile wolle man auch im UMTS-Bereich erhalten. Als Partner eines Netzbetreibers wäre man überdies in "großem Umfang" an den hohen Lizenz- und Netzaufbaukosten beteiligt.

Laut Unternehmensangaben befinden sich die Verhandlungen mit D2 Vodafone, die bereits im vergangenen Jahr bekannt wurden, in einem "sehr fortgeschrittenem Stadium". Die Namen der anderen potenziellen Partner wurden nicht genannt, allerdings spricht debitel von "engen Gesprächen mit mehr als drei UMTS-Lizenznehmern". Wagner geht davon aus, das vier Partner notwendig wären, um "auch im Zeitalter von UMTS die Netze und deren Basisdienste im Angebot zu haben, die über 90 Prozent der Mobilfunkkunden nutzen".

debitel erwartet zudem durch das mobile Internet im UMTS-Zeitalter eine "gravierende Veränderung in der Wertschöpfungskette": Die mobilen Dienste und Angebote werden wichtiger und wettbewerbsstimulierender werden, als der reine Netzbetrieb. Wagner befürchtet jedoch, dass UMTS mit einer eher dürftigen Produktauswahl beginnen könnte und die heute erwartete Angebotsvielfalt neuer innovativer Dienste auszubleiben droht. Denn, so der debitel-Chef weiter, alle Netzbetreiber werden sich infolge ihrer hohen Kostenbelastung auf wenige, margenträchtige Produkte konzentrieren. Folglich werde es zu einem "Preiskampf" kommen, der die Margen aus dem reinen Netzbetrieb schnell verfallen läßt. Auf Dauer sei zu erwarten, dass ein bis zwei Anbieter verschwinden und dem Endkunden viele innovative Produkte vorenthalten bleiben. Allerdings machte Wagner keine konkreten Angaben, wie derartige Produkte von debitel künftig aussehen könnten.

Mit 8,6 Millionen Kunden in Europa und 6,3 Millionen in Deutschland sieht sich der netzunabhängige Mobilfunkbetreiber als drittgrößter deutscher Anbieter. Die Telefongesellschaft ist eine Tochterfirma der schweizerischen Swisscom. Das Unternehmen sei im Geschäftsjahr 2000 profitabel gewachsen, betonte Wagner, ohne genaue Zahlen zu nennen. Nach seinen Angaben werde 2001 neben der Gewinnung von Neukunden die Pflege der Bestandskunden mit Blick auf den künftigen UMTS-Markt eine ganz neue Tragweite erhalten.