Zu viel

debitel steigt aus UMTS-Poker aus

Beginnt damit der Anfang vom Ende des Mobilfunk-Milliardenpokers?
Von AFP /

Eine Eins mit zehn Nullen: Was aussehen mag wie ein belangloser Ausdruck aus dem digitalen Zeitalter, war am Freitagabend die erste Schmerzgrenze beim Mainzer Milliardenpoker um den deutschen Mobilfunkmarkt der Zukunft. Zehn Milliarden Mark legten die anderen Firmen mindestens hin für eine Handy-Lizenz im Multimedia-Standard UMTS, da überließ debitel den anderen sechs Bietern das Feld. "Unabhängigkeit hat einen ganz bestimmten wirtschaftlichen Wert", dozierten das schwäbische Telefonunternehmen debitel und sein Schweizer Mutterkonzern Swisscom nach 127 Bieterrunden. Sie setzen nun ganz auf den Ausbau ihres Kundenstammes und wollen später mit einem UMTS-Lizenzinhaber zusammenarbeiten. Das Ende der Auktion rückt damit näher.

Suche UMTS, biete Kundschaft - mit dieser Strategie versucht debitel auf seine Weise Nutzen aus dem Preispoker zu ziehen, Wer erst einmal zum Zuge gekommen ist bei der Versteigerung und anschließend für Milliardensummen ein UMTS-Netz in Deutschland spinnen muss, braucht vor allem Nutzer für mobiles Internet, Video und Fernsehen und nicht zuletzt Einkauf per Handy, damit Geld in die Kasse kommt. "Ohne genügend Kunden ist die Lizenz nutzlos und rechtfertigt eine so hohe Investition nicht mehr", betont debitel und verweist stolz auf das eigene Ziel von 6,5 Millionen Kunden in Deutschland bis zum Jahresende. Um diese Kundschaft freite MobilCom-Chef Gerhard Schmid ganz offen schon zum Beginn der Auktion in der vergangenen Woche - um sich anschließend ungewohnt bedeckt zu geben, weil die Konkurrenten eine verbotene Absprache witterten.

Für die noch im Rennen um die Lizenzen stehenden sechs Bieter Mannesmann, T-Mobil, e-plus Hutchison, VIAG Interkom, MobilCom/France Télécom und Telefónica/Sonera dürfte am Wochenende erst einmal Kopfzerbrechen über die neue Strategie angesagt sein. "Mit sechs Bewerbern könnten wir theoretisch alle versorgen", erinnert der Präsident der Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post, Klaus-Dieter Scheurle. Die Auktionsteilnehmer feilschen in einem komplizierten Verfahren um zwölf Frequenzblöcke, die zu vier bis sechs UMTS-Lizenzen mit je zwei oder drei Frequenzpaketen gebündelt werden sollen. Bislang steigern alle Teilnehmer auf eine "große" Lizenz mit drei Blöcken; das 3G-Konsortium von Telefónica und Sonera wollte dafür fast 16 Milliarden Mark zahlen. Doch denkbar wären eben auch sechs Pakete zu je zwei Frequenzen; ein solches Ergebnis wäre rasch zu erzielen.

Die Versteigerung befinde sich "ab Montag auf der Zielgeraden", sagt Scheurle. Der Behördenchef glaubt, am Ende würden nur fünf Bieter übrigbleiben und damit fünf UMTS-Netze in Deutschland entstehen. Genau so viele Lizenzen hatten die großen Telefonkonzerne jüngst in London für den britischen Markt ersteigert und dafür umgerechnet rund 75 Milliarden Mark hingeblättert. Ein solcher Erlös ist auch in Mainz in den Bereich des Möglichen gerückt: Am Freitagabend lagen bereits Höchstofferten über 63 Milliarden Mark vor. Doch nur fünf der sechs Bieter würden dabei zum Zuge kommen, und Marktführer Mannemann wäre nicht darunter. Am Montag dürften die Summen also weiter klettern. Vorhersehen lasse sich das Ende der Auktion nicht, betont Scheurle.

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