Fass ohne Boden

UMTS kommt teurer als erwartet

Kooperationen der Netzbetreiber werden die Kosten nicht entscheidend senken
Von Marie-Anne Winter

Auch die angekündigten Kooperationen der UMTS-Anbieter in Deutschland werden nicht die erhofften Milliardeneinsparungen bringen. Davon geht die Unternehmensberatung Mummert + Partner aus, weil die größten Kostenfaktoren durch die Lizenzgebühren und den flächendeckenden Aufbau der sechs Netze entstehen. Richtig sparen könnte man aber nur, wenn nicht jeder Anbieter ein eigenes UMTS-Netz aufbauen muss. Genau das fordern aber die Lizenzbedingungen - und die Regulierungsbehörde ist hier nicht zu Zugeständnissen bereit. Darüber hinaus sind die angenommenen Kosten mit fünf Milliarden Euro pro Netz unrealistisch niedrig angesetzt.

In Deutschland kann eine Zusammenarbeit der UMTS-Anbieter deshalb nur zu geringen Einsparungen führen. Im Ausland drücken die Kooperationspläne die Preise bei den noch anstehenden Lizenzvergaben. Der Grund: Viele Telekommunikationsunternehmen planen, ohne eine eigene Lizenz in das UMTS-Geschäft bei den europäischen Nachbarn einzusteigen. Die einst so heiss begehrten Frequenzen entwickeln sich zu Ladenhütern. So gibt es in Belgien nur drei Bewerber für vier Lizenzen, in Frankreich sind es sogar nur noch zwei.

Insbesondere kapitalschwache Unternehmen scheuen vor der Bewerbung um eigene Lizenzen zurück. Deutlich sinkende Preise führen dazu, dass beispielsweise in Belgien der Erlös voraussichtlich nur bei einem Drittel der ursprünglich erwarteten Summe liegen wird. Die Unternehmen, die keine eigenen Lizenzen ersteigern, können später als "virtuelle Netzbetreiber" auftreten. Bei diesem Verfahren mietet ein Anbieter Kapazitäten eines Netzbetreibers an. Sinnvoll ist auch eine Kooperation bei der Entwicklung von UMTS-Dienstleistungen, so die Experten von Mummert + Partner.