Stütze

T-Online langweilig? Provider sucht Partner für Content

Kirch-Gruppe ist Wunschkandidat für Ron Sommer
Von Frank Rebenstock

T-Online, Internettochter der Deutschen Telekom und nach eigenen Angaben Europas größter Provider, scheint sich auf den Einstieg eines Partners vorzubereiten. Das berichtet zumindest das Hamburger Magazin Stern in seiner neuen Ausgabe. Wunschkandidat von Telekom-Chef Ron Sommer für eine kleine Minderheitsbeteiligung ist die Münchner Kirch-Gruppe.

Nach Informationen des Stern stellte Thomas Holtrop, seit Jahresbeginn Chef von T-Online, intern bereits eine Organisationsstruktur vor, bei der ein Vorstandsposten für den neuen Teilhaber freigehalten ist: Die neu geschaffene Position des "Chief Content Officer" (CCO). Der für Inhalte zuständige Vorstand soll dafür sorgen, dass die rund 6,5 Millionen T-Online-Kunden in Deutschland länger auf den Internetseiten des Dienstes verweilen und damit die Einnahmen aus Werbung und E-Commerce steigern. Ein Kirch-Mann, so der Hintergedanke, bringt die Inhalte gleich mit.

Anfang Januar hatte Uwe Heddendorp, Chef des von den Nutzerzahlen her zweitgrößten deutschen Online-Dienstes AOL, die Angaben zu den User-Zahlen von T-Online relativiert: Neutrale Untersuchungen hätten nämlich gezeigt, dass bei AOL die Nutzungsdauer um das Zwölfeinhalbfache höher liege als bei der Telekom-Tochter. Auf Grund des "Mehrwerts" bei AOL würden deren User wesentlich mehr Zeit auf den eigenen Seiten von AOL verbringen als T-Online-User auf der T-Online-Site. Diese Erkenntnis scheint nun auch zur Vorstandsetage von T-Online durchgedrungen zu sein: Wenn mit den Zugangsentgelten kaum noch Gewinne oder im Falle der jüngst eingestellten Flatrate gar Verluste gemacht werden, dann müssen diese aus den Werbeeinnahmen erwirtschaftet werden. Bei Verhandlungen mit Werbepartnern indes ist die Nutzungsdauer ein zugkräftiges Argument, höhere Einnahmen verlangen zu können. Ein anderes Konzept war von Microsoft UK bekannt geworden: Dort überlegt man, die Nutzung bestimmter Extra-Inhalte und Sonderdienste der Internet-Portale nur noch gegen ein vom User zu zahlendes Entgelt zu ermöglichen.

Als aussichtsreicher Kandidat für den neuen Vorstandsposten bei T-Online wird laut Stern Hans Seger, bislang Manager bei Kirchs erfolgloser Pay-TV-Sparte, gehandelt.