Pauschaltarif

AOL: Bundesregierung soll Internetpauschale durchsetzen helfen

Hohe Telefonkosten lähmen Internet-Verbreitung in Deutschland
Von dpa / Edward Müller

Im Streit um einen günstigen Internetpauschaltarif hat der weltgrößte Onlinedienst AOL die Bundesregierung zum Eingreifen aufgefordert. Die Regierung müsse die Richtung auch als Mehrheitseigentümer der Telekom vorgeben, sagte der Chef von AOL Deutschland, Uwe Heddendorp, am Dienstag in Berlin.

Eine Studie der Universität Münster identifiziert als wichtigste Hürden für die stärkere Verbreitung des Internets in Deutschland die hohen Telefon- und Hardware-Kosten sowie Mängel bei den Angeboten und deren Darbietung. Im internationalen Vergleich bleibt Deutschland der von AOL in Auftrag gegebenen Studie zufolge mit 27 Prozent Onlinenutzern Mittelmaß.

In den USA dagegen nutzten 60 Prozent der Bevölkerung das Internet, in Schweden fast 55 Prozent und in Großbritannien 41 Prozent. Bei den Telefonkosten sei Deutschland nach einem Preisvergleich der OECD in 29 Ländern hinter Spanien das zweit teuerste Internetland. Es darf aber angesichts der aktuellen Internet-by-Call-Preise bezweifelt werden, ob diese Studie noch Gültigkeit hat.

Auch wirtschaftliche Anwendungen wie der elektronische Handel hätten langfristig nur eine Chance, wenn alle Schichten, Regionen und Generationen das Internet nutzten, so Prof. Bernd Holznagel, einer der Autoren der Studie. Dazu seien etwa einheitliche Standards für den Zahlungsverkehr und eine bessere Koordinierung der staatlichen Initiativen zur besseren Verbreitung notwendig.

AOL betonte, die Erfahrungen in den USA und Großbritannien zeigten, dass ein monatlicher Pauschaltarif von höchstens 50 Mark die Verbreitung des Internets automatisch vorantreibe. Dieser Tarif sei aber bei den Preisen, die die Online-Anbieter derzeit an die Telekom zahlen müssten, wirtschaftlich nicht möglich. AOL hat am Dienstag ein Büro in Berlin eröffnet.

Die Regulierungsbehörde für Post und Telekommunikation hatte im November 2000 entschieden, dass die Telekom den Internetanbietern ab Anfang Februar eine so genannte Großhandelsflatrate zur Verfügung stellen muss. Daraufhin hatte die Telekom im Dezember ein Angebot vorgelegt, das die anderen Internetdienst aber als unzureichend ablehnen. "Wir müssen noch immer minutengetaktet einkaufen", kritisierte Heddendorp. Nach dem Angebot wird der Weg von der nächstgelegenen Teilnehmer-Vermittlungsstelle zur überregionalen Vermittlungsstelle weiter zeitabhängig abgerechnet.

Nach einem Bericht der "Wirtschaftswoche" will die Telekom-Tochter T-Online ihren derzeitigen Internet-Pauschaltarif für Analog- und ISDN-Anschlüsse wieder absetzen. Die ISDN-Monatspauschalen liegen bei AOL und T-Online derzeit knapp unter 80 Mark - beide bezeichnen das Angebot als nicht profitabel.