Sensation

Telekom führt Großhandelsflatrate ein (aktualisiert)

Angebot basiert auf britischem FRIACO-Modell
Von Matthias Maetsch

Wie die Deutsche Telekom soeben überraschend erklärte, wird man ab dem 15. Dezember (also bereits morgen) einen so genannten Großhandelspauschaltarif nach britischem Vorbild anbieten.

Pro S2M-Anschluss (dieser entspricht 30 ISDN-Kanälen à 64kbit) wird pauschal ein Preis von 4800 Mark pro Monat gefordert. Das Angebot kann an allen 1600 Vermittlungsstellen der Telekom in Anspruch genommen werden. Damit ist es nun Internet-Providern möglich, taktunabhängige Flatrates flächendeckend einzuführen.

Die Internet-Provider sind jetzt gefragt, durch Mischkalkulation interessante Angebote für den Endkunden zu entwickeln. Flatrates als quasi Standleitungen werden jedoch weiterhin sehr teuer sein, da in diesem Fall maximal 30 Kunden pro S2M-Port geschaltet werden können. Das macht dann 160 Mark pro Kunde, zuzüglich Mehrwertsteuer, Gewinnspanne des Providers und Kosten für die Weitervermittlung ins Internet.

Der Provider könnte aber auch mehr als 30 Flatrate-Kunden pro S2M-Anschluss aufnehmen. In diesem Fall kommt es natürlich zu "Besetzt", wenn sich alle gleichzeitig einwählen wollen. Wie viele Kunden die Anbieter pro Einwahl-Port anschließen, wird über den Preis und die Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen Einwahl entscheiden. Bei preiswerten Anbietern wird man wohl recht häufig auf ein Besetzt stoßen.

Dazu eine Rechnung: Wenn das Verhältnis zwischen Kunden und der zur Verfügung stehenden Einwahl-Ports 10:1 beträgt, betragen die Zugangskosten für der Internet-Provider nur noch etwa 20 Mark monatlich. Auf jeden Nutzer kommen dann allerdings maximal 2 Stunden und 24 Minuten Online-Zeit täglich - und das bei optimaler Auslastung rund um die Uhr. Entsprechend gering wäre in diesem Fall die Wahrscheinlichkeit, zur Hauptzeit einen freien Port zu erwischen.

Trotzdem ist das neue Angebot günstiger als die bisherige zeitabhängige Abrechnung. Diese kostet den Provider bei einer Quasi-Standleitung über 500 Mark monatlich! Für die neuen zu erwartenden Flatrate-Angebote werden Power-User weiterhin das größte Problem der Provider darstellen. Eine Zwangstrennung bei Nicht- oder Dauer-Nutzung wird so bei vielen Provider nicht vermeidbar sein.

Ein weiteres Problem ist, dass diese Flatrate nur für Verbindungen an einer Vermittlungsstelle anwendbar ist. Für eine bundesweit flächendeckende Versorgung müssen über 1600 Vermittlungsstellen angeschlossen werden!

Lesen Sie auch die Stellungnahme von AOL der Regulierungsbehörde und des VATM, sowie die Antwort der Deutschen Telekom.