Poleposition

Siemens will Marktposition im Handy-Bereich weiter ausbauen

Neuordnung bei den Handyproduzenten
Von dpa / Edward Müller

Siemens will die erwartete Konsolidierung unter den Handyproduzenten für einen weiteren Ausbau seiner Marktposition im Mobilfunk nutzen. "Es werden sich Hersteller aus dem Markt verabschieden", so Bereichschef Rudi Lamprecht am Donnerstag in Sevilla. Der Druck auf die Margen, die zuletzt stark gesunken sind, werde daher im ersten Halbjahr 2001 noch anhalten. Der Markt sei aber trotz der derzeit schwierigen Lage äußerst attraktiv. Siemens wolle unter den großen Handyherstellern vom vierten auf den dritten Rang vorstoßen. Auch beim Aufbau von Mobilfunknetzen will der Konzern im UMTS-Zeitalter die Marktstellung weiter ausbauen.

Damit das Wachstum im Handy-Geschäft nicht wieder von Teileknappheit gebremst wird, vergab der Konzern einen Milliardenauftrag an Intel. Der US-Konzern wird laut Rahmenvereinbarung in den nächsten drei Jahren so genannte Flash-Speicher im Wert von mehr als zwei Milliarden Dollar an Siemens liefern. Im Geschäftsjahr 1999 / 2000 verkaufte der Konzern trotz großer Nachfrage nur 24 Millionen Mobilfunkgeräte. Ursprünglich hatte der Konzern einen Absatz von bis zu 30 Millionen Stück angekündigt.

Eine genaue Absatzprognose für das laufende Geschäftsjahr wollte Lamprecht nicht abgeben. Früher hieß es, der Handy-Absatz solle auf 48 Millionen verdoppelt werden. Lamprecht betonte, er plane von Quartal zu Quartal. Siemens wolle jedenfalls schneller wachsen als alle Wettbewerber. Der Weltmarkt werde diese Jahr voraussichtlich um ein Viertel auf 500 Millionen verkaufte Handys wachsen. Derzeit hat Siemens nach eigenen Angaben einen Marktanteil von neun Prozent.

Im Gegensatz zu Ericsson wolle Siemens die Handy-Produktion nicht komplett auslagern, betonte Lamprecht. Derzeit liege die Fremdfertigung bei 15 bis 20 Prozent. Der Anteil solle leicht erhöht werden. Die Produktion bleibe aber Kernkompetenz. Im laufenden Jahr will der Geschäftsbereich "Information and Communication Mobile (ICM)" laut Lamprecht den Umsatz um 30 bis 50 Prozent steigern.

Zur weiteren Entwicklung von Mobilfunktechnologien will die Siemens AG (Berlin / München) bis 2003 junge Startup-Unternehmen mit 180 Millionen Euro fördern. Standorte des so genannten Incubators seien München und Stockholm. Schwerpunkt der Förderung seien insbesondere Software-Lösungen und Dienstleistungen für den UMTS-Standard.

Bei UMTS ist Siemens laut Lamprecht bisher in Europa beim Aufbau von elf Netzen beteiligt. Damit liege man in Europa auf Rang zwei. Bisher haben laut Siemens 33 von rund 75 UMTS-Lizenzinhabern in Europa Aufträge vergeben.

Das Geschäft mit dem mobilen Internet soll auch den Bereich Siemens Business Services (SBS) beflügeln. Der IT-Dienstleister wolle in den nächsten drei Jahren weltweit auf Rang fünf vorrücken, sagte SBS-Chef Friedrich Fröschl. Dazu seien auch Akquisitionen geplant. Ein Börsengang von SBS könne dabei eine von mehreren Finanzierungsstrategien sein. Derzeit sieht sich der Bereich mit zuletzt 5,8 Milliarden Euro Umsatz in Deutschland als Nummer eins und weltweit auf Rang acht.

Der Chef des Bereichs "Information and Communication Networks" (ICN), Roland Koch, sagte, der Börsengang der US-Tochter Unisphere sei weiterhin innerhalb des ersten Halbjahres geplant. Allerdings müsse man die Marktentwicklung abwarten. Angekündigte Zukäufe in den USA müssten so lange verschoben werden, da die Unisphere-Aktien eine wichtige Akquisitionswährung sein sollen.