Zwickmühle

Reseller von Star Telecom unter Zeitdruck

Aufgrund der Leitungsabschaltung am Donnerstag sind einige Reseller unter Zeitdruck
Von dpa / Edward Müller

Mit dem Rückzug der Star Telecom vom deutschen Markt sind zahlreiche kleine Partnerfirmen des US-Anbieters in die Klemme geraten. Grund hierfür ist nach Ansicht des Verbandes der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten VATM auch die Deutsche Telekom, die den rund 60 Resellern mit insgesamt 500.000 Kunden kaum Zeit für das Umschalten auf andere Anbieter gelassen habe.

Es müsse für ein geordnetes Verfahren gesorgt werden, das den Kunden ermögliche, zu einem neuen Anbieter übergeleitet zu werden, so VATM-Geschäftsführer Jürgen Grützner am Dienstag. Er forderte ein Einschreiten der Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post RegTP. Die Telekom müsse zwar nicht in jedem Fall "Millionen verbrennen", man könne aber auch nicht alles auf dem Rücken der Telefonkunden austragen.

Am vergangenen Wochenende hatte die Telekom angekündigt, den US-Anbieter wegen offener Rechnungen in zweistelliger Millionenhöhe unverzüglich vom Netz zu nehmen. An diesem Donnerstag werden endgültig alle Strippen zu Star Telecom gekappt. Bis zu diesem Zeitpunkt sollten deren Kunden noch Gelegenheit haben, ihre telefonische Erreichbarkeit sicher zu stellen.

Für die Telekom sei der Zeitraum von drei Tagen für einen Anbieterwechsel völlig unkritisch, sagte ein Konzernsprecher auf Anfrage. Auch bei den Festnetzgesellschaften Mannesmann Arcor und bei Colt Telecom ist dies innerhalb weniger Tagen möglich. Horst Einzelmüller, Vorsitzender der Colt-Geschäftsführung, bestätigte, dass eine Reihe von Wiederverkäufern der Star Telecom inzwischen auf das Colt-Netz geschaltet worden seien.

Nach Ansicht von Jens Peter Dietrich, Manager und Rechtsexperte der European Telecommunication Holding (ETH), könnte das Abschalten von Star dennoch für kleine Partnerfirmen das Ende bedeuten. Wechseln Kunden nämlich einmal ihre Telefongesellschaft, sind sie nur schwer zurück zu gewinnen. ETH bietet unter anderem über ihre Tochterfirma Alo Vatan Telefondienste für türkische Mitbürger an. Die Potsdamer Tangens, die rund 400 Kunden über das Netz von Star Telecom leitete, lässt diese Geschäftssparte ganz auslaufen und konzentriert sich künftig voll auf den Mobilfunk.