verdreifacht

VIAG Interkom will E-Plus schlagen

Hohe Verluste durch Netzaufbau
Von dpa /

Durch Milliardeninvestitionen in die neuen internetfähigen Mobilfunknetze macht VIAG Interkom hohe Verluste. Die Anstrengungen, zum drittgrößten Handy-Netzbetreiber in Deutschland aufzusteigen, würden verstärkt, bekräftigte VIAG Interkom-Chef Maximilian Ardelt am Dienstag in München. «Allerdings ist das nicht in diesem Jahr zu erreichen.» Im vergangenen Jahr kletterte die Kundenzahl auf 3,2 Millionen, mehr als das Dreifache im Vergleich zum Vorjahr. E-Plus, bislang die Nummer drei am Markt, kam zuletzt auf 6,6 Millionen.

Die Belastungen durch die rasanten Entwicklungen am Mobilfunkmarkt und die im Sommer für etwa 16,5 Milliarden DM ersteigerte UMTS-Lizenz machen VIAG Interkom mehr zu schaffen als bislang vorausgesagt. Der Verlust erhöhte sich im vergangenen Jahr sogar auf 1,6 Milliarden DM nach 1,5 Milliarden DM 1999. Darin sind allerdings 340 Millionen DM für den Finanzierungsaufwand und den Aufbau des UMTS-Netzes enthalten. «Durch die überraschend hohen Kosten der UMTS-Versteigerung ist erheblicher Flurschaden entstanden, auch im europäischen Vergleich. Deshalb fordere ich die Politik auf, das wieder gut zu machen und bei den einschränkenden Lizenzauflagen abzuspecken», sagte Ardelt. Ohne diese zusätzlichen Belastungen verringerte sich der Verlust auf 1,27 Milliarden DM. Der Umsatz kletterte von 1,7 auf 3,1 Milliarden DM.

Auch ohne die UMTS-Belastungen hätte VIAG Interkom das beim Start 1998 anvisierte Ziel, 2001 die Gewinnschwelle zu erreichen, nicht geschafft. Ardelt begründete dies mit der Marktentwicklung und den nach wie vor hohen Akquisitionskosten für Neukunden. Allerdings hatte VIAG Interkom nach seinen Worten weniger als die Wettbewerber unter dem Wechsel vieler Kunden zu den vorausbezahlten (Prepaid)- Mobilfunkkarten ohne Vertragsbindung und weniger Telefonaufkommen zu leiden. Die Mitarbeiterzahl stieg im vergangenen Jahr um 1.500 auf 6.000. In diesem Sommer soll mit dem Bau einer zweiten Unternehmenszentrale in München begonnen werden. Damit schafft VIAG Interkom zusätzliche fast 1.500 Arbeitsplätze.

Von der 100-prozentigen Übernahme durch British Telecom (BT) erhofft sich VIAG Interkom vor allem Wettbewerbsvorteile. BT hat vereinbart, die 45-Prozent-Beteiligung des E.ON-Konzerns an VIAG Interkom für 22,3 Milliarden DM zu übernehmen. VIAG Interkom wird in die neue Gesellschaft BT Wireless eingegliedert, die noch in diesem Jahr an die Börse soll. «Deshalb dürfen wir keine Prognosen für 2001 abgeben», sagte Finanzchef Joachim Preisig. Das Festnetzgeschäft werde mit Wirkung zum 1. März ausgegliedert. VIAG Interkom wird damit zum reinen Mobilfunkanbieter mit zuletzt rund zwei Milliarden DM Umsatz in diesem Bereich.

In der neuen Multimedia-Mobilfunkwelt sieht sich VIAG Interkom als Schrittmacher der Branche. Als erster Netzbetreiber startete das Unternehmen zum Jahresanfang das GPRS-Angebot, der Einstieg in das mobile Internet mit einer Fülle von zusätzlichen Inhalten und Diensten. Noch fehlen aber taugliche Endgeräte für den Massenmarkt.