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Tele-Columbus-Mutter Orion kämpft ums Überleben

FTD: 1,8 Milliarden Euro erdrücken den Konzern
Von ddp / Thorsten Neuhetzki

Deutschlands drittgrößter Kabelnetzbetreiber Orion kämpft offenbar ums Überleben. Nach Informationen der Financial Times Deutschland (FTD [Link entfernt] ) drohen 1,8 Milliarden Euro langfristige Schulden den von Finanzinvestoren gebildeten Konzern und seine Dachgesellschaft zu erdrücken. Das Unternehmen versorgt über seine Tochter Tele Columbus Millionen Haushalte mit Fernsehen, Internet und Telefondiensten, vor allem in Ostdeutschland.

Mehrere Investoren unter Führung der britischen Private-Equity-Gesellschaft Aletheia hatten seit Ende 2005 mehrere deutsche Kabelnetzbetreiber übernommen und daraus den Orion-Konzern gebildet. Um dies zu finanzieren, bürdeten sie der Gruppe gewaltige Schulden auf, heißt es in dem Bericht. Während mit operativen Gewinnmargen von 40 Prozent das Kabelgeschäft von Orion gut laufe, bleibe davon vor allem bei der Tochter Tele Columbus wegen der gewaltigen Schulden von den Einnahmen so gut wie nichts übrig. Fieberhaft arbeiteten die Geldgeber derzeit an einer Umschuldung.

Tele Columbus zahlt jährlich 20 Millionen Euro Beraterhonorare

Internen Dokumenten zufolge, die dem Blatt nach eigenen Angaben vorliegen, summierten sich die Zinszahlungen bei Orions übergeordneter Dachgesellschaft Escaline allein in den ersten vier Monaten dieses Jahres auf 77 Millionen Euro - bei einem Betriebsgewinn von nur 49 Millionen Euro. Tele Columbus müsse jedes Jahr Beraterhonorare von rund 20 Millionen Euro schultern, sagte ein Insider der Zeitung. Hinzu kämen weitere Managementgebühren in Millionenhöhe, die an einzelne Escaline-Gesellschafter ausbezahlt worden seien.

Die Lage des Kabelkonzerns sei so kritisch, dass die Kreditgeber den Rücktritt von Unternehmenschef Robert Fowler gefordert haben. Im Gegenzug sollen sie ein Schuldenmoratorium angeboten haben. Der Konzern könnte dann Zinszahlungen aussetzen und hätte etwas Zeit gewonnen. Für Tele Columbus solle ein Chefrestrukturierungsmanager eingestellt werden, der das Vertrauen der Geldgeber genieße, hieß es aus Finanzkreisen.

Tele Columbus ist in den Bundesländern Berlin, Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen Marktführer bei Kabelfernsehanschlüssen. Vom Konzern kontrolliert wird auch der börsennotierte Kabelnetzanbieter Primacom. Die rund 1 000 Beschäftigten der Gruppe erwirtschafteten zuletzt einen Jahresumsatz von über 300 Millionen Euro.