Branchengeflüster

Nokia: Vom Weltmarktführer zum Übernahme-Kandidat

WSJ: Microsoft wollte Nokias Handygeschäft kaufen
Von Marie-Anne Winter mit Material von dpa

Nokia-Chef und Ex-Microsoft-Manager Stephen Elop bei einer Lumia-Präsentation. Nokia-Chef und Ex-Microsoft-Manager Stephen Elop bei einer Lumia-Präsentation.
Bild: teltarif.de
Der angeschlagene Ex-Weltmarktführer Nokia ist für aufstrebende Handyhersteller inzwischen ein interessanter Übernahmekandidat: Nachdem gestern entsprechende Gedankenspiele von einem Huawei-Manager bekannt wurden - allerdings folgte umgehend ein Dementi der Chinesen, aber man weiß ja nie - heißt es nun, dass auch Microsoft geplant hatte, die Gerätesparte von Nokia zu übernehmen.

Nach Informationen des Wall Street Journal sollen die Verhandlungen bereits weit gediehen gewesen sein. Letztlich seien die Gespräche aber unter anderem am Preis sowie an der schwierigen Lage von Nokia als Nachzügler bei Smartphones gescheitert. Nokia-Chef und Ex-Microsoft-Manager Stephen Elop bei einer Lumia-Präsentation. Nokia-Chef und Ex-Microsoft-Manager Stephen Elop bei einer Lumia-Präsentation.
Bild: teltarif.de

Eine solche Übernahme würde tatsächlich Sinn ergeben, denn Microsoft und Nokia sind seit gut zwei Jahren Partner bei den neuen Lumia-Smartphones der Finnen. Diese Geräte laufen mit dem Betriebssystem Windows Phone. Allerdings blieb der durchschlagende Erfolg bislang aus. Nokia verkauft trotz steigender Absatzzahlen immer noch weit weniger Smartphones als Apple mit seinem iPhone oder Samsung mit seiner Galaxy-Baureihe, die von Android angetrieben wird.

Marktanteil von Windows Phone noch immer gering

Windows Phone als Betriebssystem konnte seinen Marktanteil nach den Zahlen der Marktforschungsfirmen Gartner und IDC zwar ausbauen, kommt jedoch immer noch auf einen geringen Anteil von drei Prozent am Gesamtmarkt. Allerdings ist die Situation in den verschiedenen Märkten sehr unterschiedlich, in den USA oder auch in Deutschland ist der Anteil an Windows Phones höher. Das mag damit zusammenhängen, dass Windows Phones im Vergleich zu Android-Geräten deutlich teurer sind.

Insofern wäre sogar denkbar, dass sich Microsoft wieder von Windows Phone verabschiedet, wenn sich das Blatt in absehbarer Zeit nicht wendet. Das wäre schlecht für Nokia, die mit ihren Neuentwicklungen voll auf das Microsoft-OS gesetzt und sich inzwischen komplett von der einstigen Hauptplattform Symbian verabschiedet haben.

Handys mit Windows Phone

Immer wieder hatte es Gerüchte gegeben, dass Microsoft bei Nokia zuschlagen könnte. Genug Geld für die Übernahme hätte der Software-Konzern auf der hohen Kante liegen. Ende März waren es 74,5 Milliarden Dollar, wovon viel im Ausland liegt. Nokia ist an der Börse derzeit weniger als 11 Milliarden Euro wert. Und mit dem eigenen Tablet-Computer Surface hat Microsoft auch seine Ambitionen bei der Hardware unter Beweis gestellt. Es sei aber unwahrscheinlich, dass die Verhandlungen noch einmal aufgenommen würden, schrieb das Wall Street Journal.

Den Informationen zufolge fanden die Gespräche bis in diesen Monat hinein in London statt und hätten kurz vor einer mündlichen Einigung gestanden. Ein Microsoft-Sprecher lehnte einen Kommentar gegenüber dem Blatt ab. Ein Nokia-Sprecher erklärte: "Wir haben eine enge Partnerschaft mit Microsoft und es ist nicht ungewöhnlich, dass sich Nokia und Microsoft regelmäßig treffen."

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