Geehrt

Tunesischer Blog Nawaat erhält Netizen-Preis

Reporter ohne Grenzen ehrt Blog für Rolle bei tunesischer Revolution
Von Kaj-Sören Mossdorf

Während des Sturzes des tunesischen Präsidenten Ben Ali spielte der Blog Nawaat eine wichtige Rolle. Für sein Engagement wird der Blog von ROG mit dem Netizen-Preis geehrt. Wichtige Rolle während der Revolution: ROG ehren Nawaat
Bild: Reporter ohne Grenzen
Der tunesische Präsident Ben Ali wurde ebenso gestürzt wie der ägyptische Präsident Husni Mubarak. Eine entscheidende Rolle dabei spielten neben Facebook auch Blogs wie die tunesische Plattform Nawaat. Der Blog berichtet schon während der Herrschaft des Präsidenten Ben Ali kritisch über die Geschehnisse in dem nordafrikanischen Land und lieferte seit dem 17. Dezember Nachrichten über die politischen und sozialen Unruhen in Tunesien.

Während des Sturzes des tunesischen Präsidenten Ben Ali spielte der Blog Nawaat eine wichtige Rolle. Für sein Engagement wird der Blog von ROG mit dem Netizen-Preis geehrt. Wichtige Rolle während der Revolution: ROG ehren Nawaat
Bild: Reporter ohne Grenzen
Neben der Berichterstattung über die Unruhen, die von vielen klassischen Medien zuerst außen vor gelassen wurde sammelt Nawaat, unter der Überschrift "TuniLeaks", Dokumente die über WikiLeaks öffentlich zugänglich gemacht werden. Der 2004 gegründet Blog bietet Bürgern zudem eine Plattform zum Informationsaustausch, informiert seine Leser über die Gefahren online identifiziert zu werden und gibt Ratschläge wie sich die Internetzensur umgehen lässt.

Die Organisation Reporter ohne Grenzen (ROG) würdigt nun mit dem "Netizen-Preis" das Engagement der Blogger hinter Nawaat. Die Verleihung des mit 2 500 Euro dotierten Preis findet heute Abend in Paris statt. Den Netizen-Preis entgegen nehmen wird Riadh Guerfali, einer der Gründer des Blogs. Nawaat wird von der Jury stellvertretend für die Rolle die Netzaktivisten und Blogger im Kampf um das Recht auf Informationsverbreitung und -beschaffung geehrt.

"Wie wir heute im Nahen Osten und Nordafrika sehen, bedeuten mehr Informationen mehr Auswahlmöglichkeiten, mehr Freiheit und letztendlich mehr Macht für das Individuum", erklärte der Präsident von Reporter ohne Grenzen Dominique Gerbaud. ROG schätzt, dass heute mindestens 1,6 Milliarden Menschen online sein würden. Gleichzeitig macht ROG-Generalsekretär Jean-François Julliard aber darauf aufmerksam, dass repressive Regime beständig neue Methoden – online wie offline – entwickeln würden, um die Meinungsfreiheit massiv einzuschränken.

Neben dem Preisträger Nawaat waren fünf weitere Aktivisten und Online-Journalisten für ihren Beitrag im Kampf um die freie Rede im Internet nominiert. Dazu zählte unter anderem Natalia Radsin. Die belarussische Journalisten ist Herausgeberin der unabhängigen Nachrichtenseite "Charter 97". Ein anderer Kandidat für den Netizen-Preis hätte dagegen wohl Schwierigkeiten gehabt, den Preis heute Abend in Paris entgegen zu nehmen. Der vietnamesisch-französische Blogger Pham Minh Hoang sitzt seit August 2010 in Haft. Er hatte über den umstrittenen Bauxit-Abbau chinesischer Firmen im zentralen vietnamesischen Hochland berichtet.