Technische Details zu IPv6
In unserer Einleitung zu IPv6 haben wir Ihnen bereits die Grundzüge des Internet-Protokolls beschrieben - jetzt geht es um weitere Details zu IPv6 und zur Funktionsweise.
Die meisten Nutzer bekommen IP-Adressen niemals zu Gesicht: Das sogenannte Domain Name System (DNS) verknüpft die klassischen www-Adresszeilen mit den IP-Adressen. Beispielsweise durch die Eingabe von www.teltarif.de in den Browser stellt dieser eine Anfrage an den DNS-Server des eigenen Internetanbieters. Der DNS-Server teilt dem Browser infolgedessen mit, unter welcher IP-Adresse teltarif.de zu erreichen ist. Daraufhin stellt der Browser eine Verbindung zu der IP-Adresse von teltarif.de her und fordert die gewünschten Informationen an, worauf die Internetseite die entsprechenden Inhalte zurücksendet. Dies alles geschieht völlig unsichtbar für den Nutzer, der nichts weiter als die www-Adresse eingeben muss und am Ende die Inhalte seiner Wahl lesen kann.
So erfahren Sie die eigene IP-Adresse im Internet
Die Internetseiten, die Sie besuchen, müssen Ihre IP-Adresse im Internet kennen. Sonst wüssten sie schließlich nicht, wohin gewünschte Informationen zurückfließen müssen. Daher können Sie die IP-Adresse des eigenen Internetzugangs erfahren, indem sie z. B. Angebote wie Wie ist meine IP bemühen.
Je nach Netzwerkeinstellungen und Region wird dort nur eine IPv4-Adresse, nur eine IPv6-Adresse oder beide angezeigt. Dies könnte im Falle von IPv4 beispielsweise 195.26.159.14 sein, also vier Blöcke, die jeweils durch einen Punkt getrennt sind. Jeder Block beinhaltet eine Zahl, die zwischen 0 und 255 liegen kann. Der Wertebereich kommt zustande, da Computer immer eine Folge von acht Nullen und Einsen oder acht Bits zu einem Byte zusammenfassen. Damit lassen sich 256 verschiedene Werte darstellen. Wegen vier Gruppen zu jeweils 8 Bit spricht man bei IPv4 auch von 32-Bit-Adresslänge. Damit sind etwa 4,3 Milliarden IP-Adressen möglich.
Am 14. September 2012 hatte die für die Vergabe von IP-Adressen in Europa, dem Nahen Osten und teilen Asiens zuständige Organisation RIPE NCC (Réseaux IP Européens Network Coordination Centre), eine der fünf Regional Internet Registries (RIR), erklärt, dass der letzte Block von 16.777.216 /8-IPv4-Adressen vergeben werden sollte. (Das "/8" ist ein sogenanntes CIDR-Suffix, wobei CIDR für Classless Inter-Domain Routing steht. Die 8 bedeutet bei IPv4-Adressen, dass die Subnetz-Maske in Dezimalschreibweise 255.0.0.0 lautet, bei "/24" würde diese 255.255.255.0 lauten.)
Am 25. November 2019 war es dann so weit: Es gab keine IPv4-Adressen mehr zu vergeben. Seitdem stehen nur noch /24-Kleinstblöcke aus Rückläufern zur Verfügung, wobei man sich in einer Warteliste eintragen muss. Der Status der verfügbaren IPv4-Blöcke kann hier eingesehen werden.
Bereits im Januar 2011 hatte die IANA (Internet Assigned Numbers Authority) der APNIC (Asia Pacific Network Information Centre), die für den Asien-Pazifik-Raum zuständige RIR, die letzten zwei /8-Adressblöcke nach der regulären Vergabepraxis zugeteilt. Schon nach drei Monaten waren diese vergriffen.
IPv6 erhöht die Anzahl der IP-Adressen fast ins Unendliche
IP-Adressen: IPv4 und IPv6 im Vergleich
Bild: teltarif.de
Zur Lösung der Adressknappheit vervierfacht IPv6 die Länge der IP-Adressen auf 128 Bit. Das heißt aber nicht, dass lediglich viermal so viele Adressen wie zuvor zur Verfügung stünden. Jedes weitere Bit Adresslänge verdoppelt die vorherige Anzahl der IP-Adressen. Die 4,3 Milliarden IP-Adressen von IPv4 werden bei IPv6 daher nicht nur vervierfacht, sondern ganze 96-mal verdoppelt. Insgesamt stehen daher bei IPv6 3,4*10 hoch 38 (ausgeschrieben entspricht das der unglaublichen Zahl 340 000 000 000 000 000 000 000 000 000 000 000 000) IP-Adressen zur Verfügung. Mit dieser gewaltigen Anzahl könnte etwa das 50-Billionen-fache einer Weltbevölkerung von etwa 7 Milliarden Menschen mit einer Billiarde IP-Adressen pro Kopf versorgt werden. Damit stehen ohne Probleme für jeden Computer, jedes Tablet, jedes Handy oder Smartphone und jeden Kühlschrank auf der Welt mehr als genug IPv6-Adressen zur Verfügung.
Neue Schreibweise verkürzt die Darstellung
Würde man die Schreibweise von IPv4 beibehalten, bestünden IPv6-Adressen aus 16 Blöcken mit Zahlen zwischen 0 und 255, die durch Punkte getrennt würden, beispielsweise 63.254.4.0.2.128.0.0.0.0.0.0.0.0.0.1. Da diese Darstellung aber sehr lang wäre, hat man sich zu einer anderen Schreibweise entschlossen. Die neue Schreibweise für die Zahlen erfolgt hexadezimal und drückt daher einen Wert zwischen 0 und 15 mit einer Zahl oder einem Buchstaben aus.
Dabei beschreiben die Zahlen 0 bis 9 die Werte 0 bis 9 und die Buchstaben A bis F die Werte 10 bis 15. Neben der hexadezimalen Schreibweise hat man sich auch dazu entschlossen, statt einem gleich zwei Bytes in einem Block zusammenzufassen. Daher benötigt man statt 16 nur noch 8 Blöcke. In unserem Beispiel verkürzt sich durch die hexadezimale Schreibweise die IP-Adresse 63.254.4.0.2.128.0.0.0.0.0.0.0.0.0.1 auf 3ffe:400:280:0:0:0:0:1. Aus dem ersten Block in der alten Schreibweise "63" wird beispielsweise "3f", der zweite Block nach der alten Schreibweise "254" wird zu "fe", insgesamt entsteht also nach der neuen Schreibweise der Block "3ffe".
Wie ebenfalls zu sehen, wurde auch ein anderes Trennzeichen zwischen den Blöcken in Form des Doppelpunkts gewählt. Laut Definition kann einmal pro IPv6-Adresse eine Gruppe von aufeinander folgenden Nullen mit zwei Doppelpunkten zusammengefasst werden. In unserem Beispiel entsteht dadurch aus 3ffe:400:280:0:0:0:0:1 die noch kürzere Schreibweise 3ffe:400:280::1. Daher müssen IPv6-Adressen nicht zwangsläufig schwerer zu merken sein als IPv4-Adressen.
Weitere IPv6-Ratgeber im Überblick
- Einleitung: Das kann IPv6
- Technische Details zu IPv6
- Weitere Features: IPv6 bringt mehr als nur viele Adressen
Mehr zum Thema IPv6
-
04.05.22NachgefragtIPv6-Präfix & mehr: Weitere Details zur easybell-UmstellungZur IPv6-Umstellung bei easybell erreichten uns Fragen von Lesern - und wir haben diese von easybell beantworten lassen. Für manche Details sind die Netzbetreiber als Vorleister verantwortlich. zur Meldung
-
02.05.22Umgestellteasybell hat IPv6 eingeführtBei manchen Internetprovidern hat die Umstellung auf IPv6 etwas länger gedauert - nun ist auch easybell dabei. Nach einem ersten Leserhinweis bestätigt der Provider jetzt die Umstellung. zur Meldung
-
28.02.22FernsehenM-net: Mehr TV-Sender, mehr HD, mehr TV-FunktionenDer Glasfasernetzbetreiber M-net aus München erweitert sein IPTV-Angebot TVplus um zusätzliche Fernsehsender und Funktionen. Im Zentrum steht die neue 4K-Set-Top-Box, die quasi am Ende einer modernen Netzinfrastruktur steht, die nicht nur für schnelles Zapping sorgt. zur Meldung
-
23.04.21ProtokollOffiziell: So bringt o2 das IPv6-Protokoll ins HandynetzTelefónica hat bestätigt, dass spätestens ab Juni alle Mobilfunkkunden das IPv6-Protokoll zur Verfügung haben. IPv4 bleibt parallel im Dual-Stock-Modus verfügbar. zur Meldung
-
16.04.21IPv6o2 startet mit IPv6 im Mobilfunknetzo2 stellt in seinem Mobilfunknetz auf IPv6 um. Davon sind zuerst Neukunden betroffen. Aber auch Bestandskunden werden auf das neue Protokoll umgestellt. zur Meldung