Namensänderung

Von HbbTV und Smart-TV: Das Fernsehen wird "smart"

TV-Empfang mit Internet-Zugang - über Fernseher oder Box
Von Hagen Hellwig

Kaum hat man sich zumindest in Fachkreisen an das kryptische Kürzel HbbTV gewöhnt, da wird schon wieder ein neuer Begriff eingeführt: Smart-TV. Beides meint im Grunde das Gleiche, nämlich die Verbindung von TV-Signal und Internet-Angebot im Fernsehgerät. Doch während "Hybrid broadcast broadband TV" (HbbTV, branchenweiter Standard) eher als Zungenbrecher geeignet ist, kommt "Smart-TV" schon wesentlich leichter über die Lippen. Zudem kennt man den Begriff aus der Handywelt, wo das "Smart-Phone" ja ebenfalls etwas mit dem Internet zu tun hat.

Der Begriff HbbTV wird durch Smart-TV ersetzt. Durch Smart-TV ersetzt: Der Begriff HbbTV
Logo: HbbTV, Intel Screenshot / Montage: teltarif.de
Über 120 TV-Fachleute haben sich am 6. April 2011 in Berlin bei einem Workshop der Deutschen TV-Plattform (Zusammenschluss von Sendern, Herstellern, Technikern, Forschern und Behörden aus dem TV-Umfeld) mit der Entwicklung der Smart-TVs beschäftigt. Sie prognostizieren den Durchbruch zum Massenmarkt und stellen fest: "Apps erobern den Fernseher". Matthias Greve vom Receiver-Hersteller VideoWeb sieht in HbbTV-Fernsehern bereits multimediale Terminals, die Rundfunk- und Internetangebote miteinander verknüpfen. Auch weitere Endgeräte wie Smartphones und Tablet-PCs könnten integriert werden. Seitens der Software eröffnen die Einführung von HTML 5 und cloudbasierte TV-Apps entsprechende Möglichkeiten, wie Dr. Stefan Arbanowski von Fraunhofer prognostiziert.

Abschaltung von Analog-Sat-TV am 30. April 2012

Zunächst gibt es einen ganz banalen Grund, sich mit der neuen Digitaltechnik auseinanderzusetzen, jedenfalls für diejenigen Zuschauer, die noch den analogen Satelliten-Empfang nutzen: Nach Plänen der Satelliten-Betreiber wird bis zum 30. April 2012 das analoge Sat-Signal abgeschaltet – rund vier Millionen Haushalte (25 Prozent) haben dann keinen TV-Empfang über Satellit mehr, wenn sie nicht rechtzeitig auf digitales Fernsehen umgeschaltet haben. Wer sich jetzt also fragt, wie er künftig das Fernsehen vom Himmel holt, wird unweigerlich auf das Thema Hybrid-TV stoßen. Denn nicht nur die Satellitenbetreiber, sondern auch Gerätehersteller und Sender arbeiten mit Hochdruck an der Digitalisierung des Fernsehens – wobei die Verknüpfung mit dem ohnehin digitalen Internet quasi auf der Hand liegt. Natürlich geht es den TV-Sendern auch darum, die ins Internet abwandernden Zuschauer zurückzuholen. Sie sprechen auch vom "nicht-linearen" (abrufbaren) Fernsehen im Gegensatz zum herkömmlichen "linearen" Live-Fernsehen.

Neue Inhalte, bequeme Bedienung und Interaktion beim TV wie beim PC

Das Konzept hinter HbbTV verknüpft Fernsehen und Internet. Das Konzept hinter HbbTV
Bild: Deutsche TV-Plattform
Dabei geht es auch um vielerlei neue Funktionen, die das Fernsehen erweitern und bequemer machen sollen: So lassen sich über einen LAN-Anschluss beispielsweise Software-Updates für den Receiver durchführen oder ein integrierter Videorecorder über das Internet einfacher programmieren. Wer mehrere Receiver in einem Haushalt betreibt, kann diese in einem Heimnetzwerk miteinander verbinden und so zum Beispiel die Inhalte von dem einem Gerät auf dem anderen nutzen. Vom Internet her bekannte Interaktionsanwendungen wie Shopping oder Rückmeldungen per Mausklick (zum Beispiel für Spielangebote und -shows) halten ebenso Einzug in den Fernseher.

High-End-Box für zwei Full-HD-Filme in 3D

Die Firma SM Electronic, besser bekannt unter ihrem Markennamen Skymaster [Link entfernt] will zur IFA 2011 einen neuen HbbTV-Receiver auf den Markt bringen, der sich vor allem durch einen besonders leistungsfähigen und energieeffizienten Chip auszeichnet. Der Trident-Chip kann zwei Full-HD-Signale gleichzeitig verarbeiten (einen für die Live-Ansicht, den anderen für eine Aufzeichnung) und ist 3D-geeignet, wofür auch die HDMI-1.4.a-Schnittstelle steht. Mit dem Hardware-Beschleuniger soll man besonders schnell navigieren können – auch zur Freude von Zappern. Als Quelle kommen DVB-S- (Satellit) oder DVB-T-Signale (terrestrisch) in Frage. Alle gängigen Video-on-Demand-Plattformen (VoD) sollen unterstützt werden. Soweit auch der Bildschirm 3D-fähig ist, sind dreidimensionale Bilder darstellbar. Die Box verfügt einen integrierten Videorecorder und beherrscht das Timeshifting (zeitversetztes Fernsehen). Der Trident-Chip im Skymaster-HbbTV-Receiver soll besonders leistungsfähig und effizient sein. Trident-Chip: leistungsfähig und effizient
Bild: teltarif.de
Ein so genannter CI+-Slot ermöglicht die Sicht auf verschlüsselte Programme – vorausgesetzt, man verfügt über die entsprechende Karte zur Entschlüsselung.

Weil es eben auch um Inhalte aus dem Internet geht, wird die Box über entsprechende Software verfügen. Sie soll zudem diverse Entwicklersprachen (QT, OpenGL, GTK+) unterstützen, so dass zukünftig neue Applikationen von Drittanbietern aufgespielt werden können. Basis sind ein Linux-Betriebssystem, ein Opera-Browser und die neueste HTML-Version 5, die ohne eigenen Player H.264-Videos abspielen kann. Auch Flash-Filme, z. B. aus YouTube, können ohne Zusatzprogramm dargestellt werden, da ein Flash-10-Plugin bereits integriert ist. Das so genannte Smooth-Streaming von Microsoft stellt sich automatisch auf wechselnde Bandbreiten ein, so dass Videos zumindest ruckelfrei (aber in laufend unterschiedlicher Qualität) abgespielt werden. Am Ende wird der Nutzer gar nicht mehr wissen (wollen), woher die Filme und sonstige Inhalte kommen – aus dem TV-Angebot oder aus dem Internet.

Ob Sie sich nun einen neuen Fernseher kaufen sollten, oder ob eine Erweiterung per Box reicht, lesen Sie auf der zweiten Seite.

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