Handy-Kameras: Klein und scharf passt nicht zusammen
Ein weiterer Vorteil einer größeren Blende (egal, ob nur die Linse samt Blende oder die komplette Kamera vergrößert wird) ist, dass mehr Licht auf den Sensor fällt und so das Rauschen reduziert wird. Aufgrund der kleinen Linsen leiden praktisch alle Multimegapixel-Handykameras unter Lichtmangel, sodass die Sensoren auch einfarbige Flächen als bunte Pixelgewitter "sehen".
Die Steuerprozessoren werden von den Herstellern jedoch mit immer aufwändigerer Software versehen, um trotz der genannten Probleme (Bildrauschen, Beugungsunschärfe) akzeptable Bilder zu erzeugen. Die Software kann jedoch keine Wunder vollbringen. Und so verwischt so manches Detail, das hinter einer größeren Linse und einer größeren Blende bei ansonsten gleicher Pixelzahl noch aufgelöst worden wäre, zu einem undefinierten Etwas.
Dennoch sind zusätzliche Pixel im Kamerasensor nicht grundsätzlich abzulehnen: Mehr Sensorelemente bedeuten mehr Informationen, die von den immer ausgefeilteren Algorithmen zur Rekonstruktion des Originalbildes verwendet werden können. Aber es kann nur ein Teil rekonstruiert werden, und so steigt die Qualität wesentlich langsamer als die Pixelzahl. Ein 2-Megapixel-Sensor hinter einer Mini-Linse vermag zum Beispiel zirka 1 Megapixel scharf aufzulösen. Ein 8-Megapixel-Sensor hinter derselben Linse schafft dann effektiv nicht 4, sondern nur 2 Megapixel, wie das Nokia N86 in einem teltarif.de-Test.
Beugungsproblem auch bei professionellen Digitalkameras
Auch die den aktuellen Entwicklungen in der Digitalfotografie kritisch gegenüberstehende ehemalige Seite 6mpix.org hatte zu dieser Thematik einen eigenen Artikel verfasst, der die mathematischen Hintergründe noch genauer erläuterte. Die dortigen Angaben für die Beugungsscheibchen waren kleiner, da zum einen die Radien und nicht die Durchmesser angegeben worden waren, zum anderen auf eine etwas kürzere Lichtwellenlänge abgestellt wurde.
Auf der zitierten Seite zeigte sich, dass selbst professionelle Kameras wie eine EOS 1Ds nicht vor dem Beugungsproblem geschützt sind. Jedoch kommt der Effekt bei dieser Kamera nur dann zum Tragen, wenn man eine sehr kleine Blende wählt. In den Automatikprogrammen dürfte das eher selten der Fall sein, da diese bei starken Lichtverhältnissen eher die Belichtungszeit verkürzen, als die Blende verkleinern.
Die Frage der Auflösung für Vergrößerungen der Bilder
Für den Foto-Fan bedeutet das: Vor dem Kauf eines neuen Kamera-Handys oder einer Kamera sollte er sich fragen, wofür er die Kamera einsetzen möchte. Sollen vor allem Schnappschüsse entstehen und kleine Ausdrucke beispielsweise im Format von 10 mal 15 Zentimetern als Medium dienen, dann reichen Auflösungen von 2 bis 3 Megapixel aus, selbst, wenn nur 1 Megapixel effektiv ankommt. Selbst das oft als Heimkino gepriesene HDTV kommt in den meisten Fällen nur auf knapp über 2 Megapixel (Full-HD), profitiert aber auch noch etwas davon, dass Bewegtbilder mit geringerer Auflösung auskommen als Standbilder. Weiterentwicklungen im Bereich der hochauflösenden Wiedergabe sind Ultra-HD/UHD (4k bzw. etwa 8 Megapixel) und testweise sogar 8k bzw. etwa 33 Megapixel.
Wenn sich ein Kamera-Käufer die Möglichkeit offen halten möchte, Vergrößerungen oder Bearbeitungen durchzuführen, dann ergibt eine höhere Auflösung auch Sinn - aber nur dann, wenn sie auch effektiv in der Bilddatei ankommt. Daher ist es zumeist sinnvoller, sein Geld in größere Optik und einen größeren Sensor zu investieren. Schon bei Kamerahandys gibt es hier nicht unerhebliche Unterschiede und erst recht bei Digitalkameras.
Erst bei "ausgewachsenen" Sensorgrößen (Four Thirds, Fovean etc.) lohnt sich die Überschreitung der 10-Megapixel-Marke wirklich und Vollformat-Sensoren können hinter einem guten Objektiv auch 20 Megapixel und mehr ausreizen. Freilich sind in diesem Top-Segment die Stückzahlen so niedrig und die Preise so hoch, dass dieses professionellen Fotografen und sehr ambitionierten Hobby-Fotografen vorbehalten bleibt.
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