Benutzer Bjoern_Koenig schrieb:
Hallo,
es gibt in Deutschland de facto zwei Medienkonzerne, die Nachrichtenfernsehen betreiben. Einerseits die Mediengruppe RTL (n-tv) sowie auf der anderen Seite Axel Springer (WELT, BILD Live)
Aufseiten der öffentlich-rechtlichen Sender gibt es keinen Nachrichtenkanal. tagesschau24 sendet eine Rotation der Tagesschau ergänzt durch Inhalte aus den regionalen Rundfunkanstalten. Das ist in weiten Strecken eine Resteverwertung von Inhalten, die ohnehin produziert werden. Phoenix versteht sich selbst als ein um Dokumentationen ergänzter Ereigniskanal und ebenfalls nicht als Nachrichtensender.
Es gibt in Europa durchaus öffentlich-rechtliche Nachrichtensender, wie z.B. BBC World News oder Rai News 24, die bei der Produktion sowie dem technischen, organisatorischen und inhaltlichen Niveau zumindest teilweise an CNN, Sky News oder Al Jazeera heranreichen. Solche öffentlich-rechtlichen Kanäle könnte man grundsätzlich auch in Deutschland produzieren, dann müsste man die Gebührengelder aber weitaus effizienter einsetzen, als es heute der Fall ist.
Viele Grüße
Björn König (teltarif.de)
Da widerspreche ich ja gar nicht. Es gibt 3 Nachrichtensender, wobei alle 3 auch Dokus und sonstwas senden. Die gehören mit n-tv der RTL-Gruppe und damit Bertelsmann und mit Bild und Welt der Springer Gruppe. Das ist richtig.
Aber die Grenzen zu Nachrichtensender sind fließend. Tagesschau24 ist durchaus ein Nachrichtensender, wenn man ihn etwa mit CNN Headline News in den USA vergleicht. Dass da eine Dauer-Rotation läuft spricht nicht dagegen. Der Live-Anteil bei Bild Live ist inzwischen weniger als 5 Stunden pro Tag und trotzdem gilt er als Nachrichtensender.
In Deutschland werden Nachrichten auch stärker in die Vollprogramme gebracht, sowohl bei ARD und ZDF als auch ihre Spartensender teilweise die Funktion eines Nachrichtensenders bedienen. Bei den Sendern der Sat.1-Gruppe ist das auch so. Nachrichten nur auf reinen Nachrichtenkanälen zu betrachten ist daher sehr problematisch.
Nachrichten auf deutscher Sprache sprechen nun einmal ein begrenztes Publikum an und schon n-tv und Welt/Bild sind klar unterfinanziert. Da sind CNN, BBC, Al Jazeera etc. in englischer Sprache im Vorteil.
Ich verstehe nicht, dass jetzt ein 4. oder 5. deutschsprachiger Nachrichtensender, der dann nach 20 h auch nur noch Konserven sendet, da eine Bereicherung wäre. Der Artikel spricht sich ja unbegründet dafür aus.
Nachrichtensender sind zunächst teuer. Darum machen sie meist auch nur die größten Mediengruppen des Landes. Das ist fast überall so. Je größer das Publikum, desto mehr Möglichkeiten (und Werbeeinnahmen) gibt es. In Österreich und Schweiz haben nach dieser Definition überhaupt keine Nachrichtensender, außer vielleicht Schweizer Lokalsender.
Würde der News TV Markt weiter aufsplitten, bekämen wir zunehmend Meinungssender, so wie wir es in den USA vorgeführt bekommen. Ob das eine Bereicherung ist, möchte ich mal dahingestellt lassen.
Meiner Meinung nach stellen in Deutschland nicht der Eigentümer oder die Anzahl der verfügbaren Nachrichtensender das Problem dar, sondern eher der fehlende Pluralismus der verschiedenen Meinungen in den Sendern, was beim Publikum als Mainstream oder Staatsfunk ankommt. Das wird sich nicht mit weiteren Nachrichtensendern lösen lassen, zumal es im (linearen) TV Deutschlands einfach nicht den zahlungskräftigen Markt dafür gibt. Da könnte man wieder sagen, dass die Öffentlich-Rechtlichen diesen Markt bestimmen oder verzerren, je nach Gusto. Während Unterhaltung dort ja umstritten ist, gibt es breiten Konsenz darüber, zumindest Information über ARD und ZDF zu senden.