Und das tut der Netzbetreiber dann nicht, weil er böse ist. Das tut ihr auch nicht, weil er damit in dem Moment irgendwie mehr oder weniger Geld verdient. Das tut ihr, um die Kunden zufrieden zu stellen.
Kannst Du diese Behauptung auch irgendwie belegen?
Und ein Netzbetreiber wird letztlich versuchen immer das zu tun, was ihm den größten Profit bringt. Und den größten Profit bringt ihn Kunden, die Verträge haben, dafür Geld bezahlen und die Verträge auch behalten. Und wenn Kunden unzufrieden sind mit den Leistungen ihres Netzanbieters, werden sie wechseln. Nicht umsonst haben Mobilfunk Anbieter mit die höchsten Wechselquoten.
Welche Belege müsste man Dir zeigen, um Dich vom Gegenteil zu überzeugen?
Also, das Problem, das ich mit dieser Argumentation habe, ist, dass sie nichts dazu aussagt, warum das ausgerechnet bei Mobilfunknetzbetreibern so sein sollte, und wenn man sie verallgemeinert, würde aus dieser Argumentation folgen, dass Unternehmen ausnahmslos immer ausschließlich im Interesse ihrer Kunden handeln und dass folglich Kundenverarschung nicht existiert ... was ja doch recht offensichtlich der Realität widerspricht!?
Außerdem widersprichst Du Dir irgendwie selbst? "Das tut ihr auch nicht, weil er damit in dem Moment irgendwie mehr oder weniger Geld verdient." und "Und ein Netzbetreiber wird letztlich versuchen immer das zu tun, was ihm den größten Profit bringt." passen irgendwie nicht zusammen!?
Was ich damit sagen will: Blinde Netzneutralität hilft nicht weiter.
Warum nicht?
Natürlich ist der Bandbreiten Ausbau oder überhaupt die Erhöhung der Ressourcen immer das beste Mittel gegen Engpässe. Aber eben so natürlich ist dies nicht immer und nicht überall und zu jeder Zeit möglich.
Warum nicht? Also, so Netz-Engpässe brechen ja meistens nicht überraschend über den Netzbetreiber herein, sondern sind das Resultat eines kontinuierlichen Wachstums über Jahre ... warum sollte es dann nicht "überall und zu jeder Zeit möglich" sein, solcher Überlastung durch Ausbau vorzubeugen?
Also, wenn sich spontan tausende Leute irgendwo draußen auf dem Land auf einem Acker versammeln, dann könnte ich das Argument nachvollziehen, klar. Aber das ist ja nicht die übliche Entstehungsgeschichte von Netzüberlastungen.
Dann müssen andere Maßnahmen ergriffen werden. Und es ist vollkommen natürlich und auch im Sinne der Kunden, wenn dann der Netzanbieter die Dienste bevorzugt die am häufigsten nachgefragt werden beziehungsweise die bei den Kunden aus anderen Gründen am wichtigsten oder beliebtesten sind.
Das verstehe nicht nicht. Warum soll es im Interesse der Kunden sein, wenn für Kunden, die weniger beliebte Software nutzen, eine systematisch mangelhafte Leistung erbracht wird? Also, das wäre doch die zwingende Implikation von "beliebte Dienste werden bevorzugt"!?
Denn das garantiert zu diesen Zeiten dann die höchste Kundenzufriedenheit. Oder andersherum ausgedrückt die noch geringste Kundenunzufriedenheit.
Also, ja, ich kann nachvollziehen, wie man zu dem Schluss kommen kann ... nur ist das doch kein Alleinstellungsmerkmal dieser Strategie und deshalb als Rechtfertigung nicht geeignet!?
Also, ich verstehe Dich hier so, dass Du sagst: Wenn die Nachfrage nach Bandbreite 10% über dem liegt, was das Netz/die Funkzelle hergibt, dann könnte man die beliebtesten Dienste bevorzugen, und wenn die ~ 90,9% der Nachfrage ausmachen, dann würden die mit dieser Priorisierung reibungsfrei funktionieren, darunter leiden würden dann die ~ 9,1% der Kunden, die weniger beliebte Dienste nutzen, für die das ganze eher katastrophal wäre - damit hätte man dann "nur" 9,1% (stark) unzufriedene Kunden statt 100% (mittelmäßig) unzufriedene Kunden, und hätte in diesem Sinne die Kundenzufriedenheit optimiert.
Habe ich Dich soweit richtig verstanden?
Falls ja, ist aber der große Haken daran doch, dass das gleiche Ziel mit jeder beliebigen Strategie erreichbar wäre, die 9,1% der Kunden "opfert", um für den Rest eine reibungslose Nutzung zu ermöglichen. Man könnte alle Kunden drosseln, deren Vorname mit einem I beginnt. Oder alle über 60 Jahren. Oder alle, die an einer Primzahl-Hausnummer wohnen. Oder einfach auswürfeln.
Und deshalb ist das eine untaugliche Rechtfertigung für die Bevorzugung bestimmter Dienste. Warum sollte ausgerechnet die Tatsache, dass ich einen unbeliebten Dienst nutze, ein Grund sein, bei mir die Erbringung der vertraglich geschuldeten Leistung einzuschränken?
Zumal diese Lösung, wenn man sie zuende denkt, ja auch überhaupt keine Lösung ist: Wenn überhaupt, schafft eine solche Bevorzugung ja den Anreiz für alle Kunden, die bisher weniger beliebte Dienste nutzen, ebenfalls den beliebtesten Dienst zu nutzen. Mit der Folge, dass nun aller Traffic bei diesem beliebtesten Dienst aufläuft, die Nachfrage nach Bandbreite also wieder 10% über der Leistungsfähigkeit der Funkzelle ist und man ein neues Kriterium finden muss, nach dem man die vertraglichen Verpflichtungen bei 9,1% der Kunden nicht erfüllt.