Falsche Fragestellung

Die Frage sollte m.E. lauten: Warum sind Festnetze und Mobilnetze noch so künstlich voneinander getrennt?

Idealsituation wäre doch: jede Nummer/Account klingelt frei konfigurierbar, da wo ich sie will: ZuHause klingelt z.B. die Festnetznummer auf DECT, ISDN/analog schnurgebundenen Geräten, die an einem Router stecken, und zusätzlich auf dem Smartphone per WiFi. Sobald man das Haus verlässt weiß die vorher eingerichtete Konfiguration, ob man z.B. nur die Mobilnummer auf dem Smartphone klingeln haben will, oder auch die Festnetznummer(n), ggf. Tages-/Stunden genau; damit geht dann auch Arbeits-Private und Handynummern auf einem statt 3-4 Geräten. Dazu eine Mailbox pro Nummer und gemeinsame Verwaltung der Nummern per Anbieter-App/Web-Interface, natürlich interoperabel zwischen den Anbietern (Arbeits-O2 Festnetz kann grundsätzl. genauso klingeln wie Arbeits-TM-Handy, Privat-VF-Festnetz und Privat-Handy - Nummern). Gehe ich aus dem Haus, bucht sich meine Telefon-App aus dem WiFi ins LTE Netz, natürlich unterbrechungslos, und die Gesprächsqualität ist dank HD Voice etc gleichbleibend. Preise sind für alle Gespräche die gleichen, egal von welcher Nummer ich egal worauf anrufe; auch und speziell im/ins (EU-) Ausland ist es interessant z.B. ohne Weiterleitung seine Festnetznummern-empfangene Anrufe auf dem Smartphone annehmen UND tätigen zu können. Dann muss keiner mehr sich merken, wo jemand nun unterwegs ist/wie erreichbar ist.

Warum haben wir das noch nicht?
a) VoIP Umstellung wird dafür benötigt, da die Leitungsgebundenheit der Netze erst damit erledigt ist. Gilt eben leider auch für GSM/UMTS. Erst mit VoLTE haben wir ein reines All-IP Netz, welches nicht leitungsorientiert vermittelt, sondern Paket-Daten und damit prinzipiell von der SIM-Karte unabhängig da klingeln kann, wo ich es klingeln haben will, z.B. auf der Arbeit im WiFi, im WiFi eines Freundes etc. ohne selbst zu Hause zu sein. WiFi-Calling ist in den USA teils schon umgesetzt.

b) Kosten. Warum kosten Gespräche vom Festnetz ins Mobilnetz als andersherum (ca. Faktor 100%). Interconnect-Gebühren und mangelnde Netzintegration der Anbieter lösen das aus. Das könnte weg-reguliert werden, ist aber natürlich ein Aspekt der per Lobbying stark umkämpft ist.

c) User nutzen Alternativen als Krücke: Klar Skype geht immer (außer es ist bei LTE verboten) und es bietet halt noch Video dazu. Die Quali schwankt sehr, scheint aber viele nicht zu interessieren. VoIP wird neuerdings noch in Apps integriert (FB, Whatsapp, Hangouts, Facetime, Skype etc), aber ist leider grundsätzlich nicht interoperabel. Das Ganze führt aktuell zu einem totalen Chaos bezüglich der Accounts (Wo erreiche ich diese Person noch gleich am besten...? - diese Frage stellt sich m.E. viel zu oft.) Außerdem ist m.E. die Qualität der Gespräche am Telefon meist besser als via Skype etc, weil dort die Technik viel prominenter ist als am Telefon.

d) Keine gemeinsame Interoperable Hardware/Software. Eine Weiterschaltung kann man zwar z.B. von Arbeits-Festnetz auf Arbeits-Handy und auch auf Privat setzen, aber diese ist minutenbepreist und wird deshalb oft nicht eingesetzt. Und Weiterleitungen sind ein Kropf einzurichten und im Überblück zu behalten. Nicht zuletzt, weil man sie meistens nur im eingebuchten Netz einrichten kann. Hier wäre es viel besser, wenn man eine zentrale eNum-Verwaltung hätte, die dann per App/Interface alle Hardware-Anschlüsse (Breitband ZuHause/Arbeit und mobile SIM-Karte) konfigurieren kann. Das würde helfen, aber dagegen stehen sicher die Interessen der Netzbetreiber (Kontrolle und Einkommen aus Roaming/Weiterleitungen).

Es bleibt abzuwarten, wie weit die DTAG (und Konkurrenz) mit dem Produkt EINS und den Hybriden Breitband/LTE Anschlüssen gehen wird. Es ginge jedenfalls noch so einiges in Sachen Netz-Konvergenz.