Benutzer Kai Petzke schrieb:
Benutzer GrößterNehmer schrieb:
[sehr viel Text]
Ja, war durchaus etwas mehr :-) Über das Thema könnte man aber ganze Bücher schreiben. Darauf hatte ich allerdings keine Lust und es war auch schon spät :-D
Folglich ist die Diskussion um das Copyright neu entbrannt. Und ich vermute, dass das Ergebnis sein wird, dass die Rechte des Autors auch künftig möglichst geschützt werden sollen.
Was ja auch richtig ist, denn sonst hören wir bald nur noch alte Musik, gucken alte Filme und benutzen alte Programme, weil niemand mehr Bock drauf hat etwas Neues zu erdenken bzw. es umzusetzen. Oder zumindest nicht mehr in dem bisherigen Umfang, denn es gibt ja auch noch Creative Commons bzw. Open Source.
Mit dem Ergebnis, dass der Staat verstärkt gegen Schwarzkopierer vorgehen wird, genauso, wie er es schon heute gegen Schwarzfahrer tut. Denn Schwarzfahren ist ja noch einfacher als Schwarzkopieren, man braucht noch nicht einmal einen PC :-)
Ich sehe jetzt nicht unbedingt, dass der Staat gegen Schwarzfahrer vorgeht. Zumindest wenn du mit Schwarzfahrern die Leute meinst, die Bus oder Bahn ohne gültigen Fahrschein fahren. Das kann dem Staat ja egal sein. In Bus und Bahn werden Tickets ja nicht von Polizei oder Ordnungsamt kontrolliert, sondern von Kontrolleuren der jeweiligen Betriebe. Keine Ahnung, was Schwarzfahren ist, aber sicher keine Straftat oder Ordnungswidrigkeit.
ABER: ich würde mal behaupten, dass mehr Leute davor zurückschrecken, "schwarz" zu fahren, als irgendwas aus dem Internet zu laden. Im Internet bist du (vermeindlich) anonym. Du bist Zuhause vor deinem Rechner und niemand weiß, was du tust. Zumindest werden die meisten Leute so denken oder wenigstens nicht erwarten, wegen einem Download erwischt zu werden. Fürs Schwarzfahren braucht man Cojones, weil es ja bekannt ist, dass die Verkehrsbetriebe Fahrscheine kontrollieren. Wirst du erwischt, sehen das andere Leute. Selbst wenn ich wüsste, dass ich durch Schwarzfahren trotz der "Strafgebühren" von bei uns 60 EUR Geld sparen könnte, würde ich es nicht tun, denn mir wäre es einfach zu peinlich, wenn andere Leute sehen würden, dass ich mir den Bus "nicht leisten kann". Ohne Ticket zu fahren heißt ja nicht, dass man sich das Ticket nicht leisten kann, aber das würden die anderen Passagiere sicher denken. Ich bin halt ein Angsthase, dem sowas peinlich wäre.
Das ist ein sehr valider Punkt. Dummerweise nur haben die Inhalte-Produzenten mit den Eigentumsrechten an den Inhalten auch das Recht, diese suboptimal zu verwerten (siehe auch mein Editorial).
Klar kann jeder mit seinem Eigentum machen, was er will (so lange er sich an geltendes Recht hält). Wenn ich jede Woche 30 Pfandflaschen in den Müll schmeisse, kann mich da keiner für belangen, aber meine Nachbarn werden sicherlich ihre Meinung über mich haben, wenn ich mich ständig darüber beklage, dass die Kosten für Getränke so hoch sind.
Den Musik-Produzenten fiel es möglicherweise am einfachsten, auf Kopierschutz zu verzichten, weil in deren Verwertungskette der Broadcast über unverschlüsselte Kanäle seit eh und je am Anfang steht: Ein aktueller Titel, der nicht im Radio oder Musikfernsehen gespielt wird, wird es in den Charts nicht nach oben schaffen. Damit sind aber zumindest Kopien mittlerer Qualität eh massenweise im Umlauf, und es macht nicht mehr so wahnsinnig viel Sinn, Downloads zu verschlüsseln, weil das rein die legalen Käufer behindert.
Klar, die neusten Lieder sind im (Internet-)Radio zu hören und könnten legal aufgezeichnet werden. Beim Internet-Radio sogar (vor nicht zu langer Zeit) in der gleichen Qualität, wie die gekauften Downloads. Aber ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass das die Masse getan hat bzw. dass das der Grund ist, warum heute bei Musik größtenteils auf DRM verzichtet wird. Der Aufwand Musik auf diese Weise zu erhalten ist zu groß im Verhältnis die gleiche Musik illegal runterzuladen. Denn die Chance, dabei erwischt zu werden ist zu groß bzw. das Bewusstsein etwas Illegales zu tun ist nicht vorhanden. Bei Musik ist es wohl eher so, dass die meisten einfach keinen Bedarf sehen aktuelle Lieder zu kaufen, weil man ja ständig mit aktueller Musik aus dem Radio versorgt wird. Nur wenn es wirklich einfach geht und man einen echten Mehrwert hat (die Musik jederzeit und auf allen Geräten abspielen zu können), lohnt es sich die Musik zu kaufen.
In der Film-Industrie ist es genau umgekehrt: Die Ausstrahlung im frei empfangbaren Fernsehen steht am Ende der Verwertungskette, und vorher ist alles geschlossen (Kino, Airlines, online-Streaming, Bluray, Pay-TV etc. pp.). Hier wird man nur sehr, sehr zögerlich auf den Kopier-"Schutz" verzichten wollen. Und jeder Film, der ohne diesen vermeintlichen Schutz vermarktet wird und baden geht, wird als Argument gegen die "bösen" Raubkopierer herhalten müssen, auch, wenn es ganz andere Gründe waren, warum der Film floppte, etwa, weil der Film oder das Marketing dafür schlecht waren.
Filme sind sowieso anders als Musik. Einen Film guckt man oft nur einmal, während man Musik (zumindest in einem gewissen Zeitraum) öfter hört. D.h. wenn ich einen Film online ausleihe, weiß ich, dass ich ihn nur innerhalb von 48 Stunden am PC oder meinen Apple TV am Fernseher gucken kann. Da weiß ich, wie meine Hardware im Nutzungszeitraum aussieht und kaufe nur, wenn sich das für mich lohnt. Da ist DRM ja auch völlig legitim, denn der Rechteinhaber muss ja irgendwie sicher stellen, dass ich den Film nicht länger als die gekaufte Nutzungsperiode nutze. Völlig anders ist es aber, wenn ich einen Film kaufe. Dafür bezahle ich mehr Geld, also will ich auch sicher sein, dass ich ihn jederzeit nutzen kann. Auch wenn ich kein Windows, keinen DVD-Player oder kein iTunes mehr nutze. Leihen heisst für mich, dass ich weiss, wie lange und auf welchen Geräten ich den Film nutzen will/darf. Beim Kauf erwerbe ich das permanete Nutzungsrecht und will das auch in ein paar Jahren noch ausüben können, egal welche Hardware ich dann habe.
Meine gekaufte Musik im iTunes Store konnte ich auf meinem Mac und iPod abspielen, aber auch in meinem neuen Autoradio oder Media-Server. Meine gekauften Filme nur auf meinem Mac oder Apple TV. Dies liegt nicht an Apple, sondern an den Rechteinhabern. Will ich nun die Filme auf meinem Media-Server oder auf meinem neu gekauften Entertainment-System fürs Auto abspielen, gucke ich in die Röhre. Das liegt nicht an Apple, sondern an den Rechteinhabern.
Wenn das Pricing stimmt, werden die Leute vermutlich auch Verschlüsselung und zeitliche Limitierung akzeptieren. Dann darf ein für 24 Stunden abrufbarer Stream aber m.E. höchstens ein bis zwei Euro kosten. Davon ist Maxdome z.B. noch weit weg.
Wie gesagt, bei zeitlicher Limitierung ist das DRM kein Problem, ja sogar notwendig. Da hängt alles nur vom Preis ab, weil der Nutzer ja weiß, wie er das Nutzungsrecht ausüben will. Da kauft der Nutzer eben nur, wenn ihm Preis und Nutzungseinschränkung in vernünftiger Relation zueinander stehen. Also Wiedergabe nur auf dem Computer oder Apple TV innerhalb von 48 Stunden gegenüber der Fahrt zur Videothek und Nutzung nur auf dem DVD-Player. Bei Kauf, also zeitlich uneingeschränkter Nutzungsdauer erwarte ich aber, dass ich das Produkt auch nach technischen Neuerungen weiter nutzen kann. Auch wenn mein in 2015 entwickeltes Neuro-Implantat den Film dann nicht als eigene Erinnerung, sondern nur als beobachtete Ereignisse wiedergeben kann.
Insofern wird die Filmindustrie noch weiter leiden.
Wahrscheinlich wird sie dies tun, auch wenn "leiden" nur jammern auf hohem Niveau bedeutet. Denn ich glaube nicht, dass viele Filme einen negativen Ertrag erzeugen. Der entgangene Gewinn liegt einzig daran, dass den potentiellen Käufern keine attraktiven Angebote gemacht werden.
Gruß
GrößterNehmer