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Flatrates und die Poweruser


06.10.2004 09:20 - Gestartet von Hadraniel
:: die so genannten Poweruser, die beispielsweise
:: ihren Pauschalzugang bis zum Möglichen
:: (miss)brauchen, verursachen dem Anbieter auch
:: deutlich höhere Kosten als der normale User
Na toll, jetzt blast ihr auch schon in dieses vom Anbieter gerne rumgereichte Moralhorn.

Eine Flatrate kann man nicht missbrauchen. Deswegen ists ja eine Flatrate. Es ist völlig ungerechtfertigt, hier einen auf moralisch zu machen - wenn der Provider nach Gigabytes abgerechnet wird, und eine Mischkalkulation fährt, dann hat er gefälligst auch Poweruser mit 200G Traffic im Monat zu schlucken.

So ein Beispiel wie das Angebot am Ende von Seite 2 des Artikels ist ein typischer Flatratewitz - inzwischen schreibt man ja fast überall Flatrate drauf, damit es sich nur besser verkauft, auch wenn es mit dem 'flat rate' im ursprünglichen Sinne überhaupt nichts zu tun hat. 'Abrechnung flat - aber ab 8G/Monat behalten wir uns eine Kündigung vor'. Lächerlich!

Alle, die regelmässig weniger als 20G Traffic verursachen, und dabei eine Flatrate gebucht haben, sind außerdem schlichtweg im falschen Tarif, da sie woanders sparen könnten.


Es gibt mindestens eine legale Anwendung, welche viel Traffic verursacht: Streaming. 10h 128kbit Internet-Radio, an 5 Tagen der Woche - damit ist man schon jenseits eines jeden Volumentarifs. Wenn man gar noch länger hört, oder auch mal parallel zwei oder drei Sender streamt (zum Archivieren), ist man schon ein böser Poweruser. Auch RemoteShell-Anwendungen über SSH hinaus (RDP, X, VNC) verursachen reichlich Traffic.


Ein Blick in die Zukunft: angesichts von VoIP und dem Trend dahingehend, daß mehr oder weniger alles in IPv6 verpackt können und werden wird, sehen sich die ISPs - zu Recht - bedroht, zum reinen IP-Traffic-Dienstleister degradiert zu werden.

Daher versuchen diese ja bereits seit einiger Zeit, auffallend erfolglos sich als (das schlimmste Buzzword seit 'Internet Appliance') 'Content Provider' ein neues Standbein und damit Märkte und Bedarf in Bereichen zu schaffen, wo es einfach (noch) nichts zu holen gibt.

T-Zones streamt gegen Bares Kino-Filme und Miet-Computerspiele auf den PC. Über letzteres (ähnlich dem STEAM-Modell von Valve) kann man sicherlich streiten, aber DVD-Mietpreise für minderwertige Qualität auf den Bildschrim sind nicht konkurrenzfähig. Das Angebot funktioniert auch nur, weil die T's in einem Boot sitzen und sich untereinander nicht die Augen aushacken - T-Online müsste bei T-Zones ansonsten ja kräftig die Hand aufhalten, weil die so viel Traffic verursachen. Ähnliche Spielchen gab es damals bei der Festnetz-Rabattstaffelung, bei der alleine T-Online in den Genuß der höchsten Vergünstigung der heutigen T-Com kam.


Worauf ich hinaus will: die heutige 'Konditionierung' der Endkunden in Bezug auf Traffic wird sich ebenso als Bumerang erweisen, wie seinerzeit Intels Konditionierung auf Taktrate.
Der Pentium-M ist trotz halbem Takt besser und schneller als der Pentium4 - wie bringt man das nun dem Volk bei, dem man jahrelang gepredigt hat 'mehr Takt = mehr Geschwindigkeit'? (Daß man den Pentium-M derzeit bewußt vom Desktop fernhalten möchte hat allerdings andere Gründe). Man kann dem Kunden nicht moderne, trafficintensive Anwendungen verkaufen und gleichzeitig am anderen Ende die Hand aufhalten und gleichzeitig den Finger erheben 'böser Kunde Du, Du verbrauchst zuviel Bandbreite!'.


Zeit- und Traffic-Modelle sind obsolet. Auf mancher Backbone-Reseller-Ebene wird bereits nach dem einzigen sinnvollen Modell abgerechnet: Bandbreite.
Erst wenn sich diese Abrechnung auch beim Endkunden durchsetzt, haben wir 'echte flatrates', wo es weder böse noch gute Kunden gibt, die am Gleichgewicht einer zugrunde liegenden Mischkalkulation zerren.

Erst damit ist der Weg frei für die nächste Generation des Internet. Oder glaubt ihr, die Matrix liesse sich mit Anschlüssen im Megabit-Bereich und Volumentarifen oben drauf realisieren? ;-)
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[1] Alestrix antwortet auf Hadraniel
07.10.2004 00:44
100% ACK und der beste Schlussatz seit langem! :o)

- Alex