machbar

Ohne neue Kabel: Das ganze Heim mit Breitband versorgen

WLAN, Powerline und Übertragung per Fernsehkabel als Ethernet-Alternative
Von Ralf Trautmann

Wer also auf Grund reiner Größe seines Zuhauses oder aber auf Grund der Bauweise mit WLAN an die Grenzen stößt, muss sich nach anderen Lösungen umsehen. Eine technisch einfach zu realisierende Alternative in erster Linie für Geräte mit festen Standorten ist hier das so genannten Powerline: Hierbei geht es nicht um die in Deutschland nie auf einen grünen Zweig gekommene Möglichkeit der Breitband-Anbindung eines Endkunden durch einen Internet-Provider per Stromkabel (ebenfalls Powerline genannt), sondern um eine reine Inhouse-Breitband-Anbindung über das Haus-eigene Stromnetz. Entsprechende Hardware gibt es in verschiedenen Preis-Klassen, Einsteiger-Sets liegen im oberen zweistelligen Euro-Bereich. Zudem kann Powerline mit WLAN kombiniert werden. Entsprechende Kombi-Pakete sind als Komplett-Lösung am Markt verfügbar.

Powerline-Hardware bietet heute Übertragungsgeschwindigkeiten von bis zu rund 100 MBit/s. Zudem wurden verschiedene Standards für die Technik definiert: Mit HomePlug AV arbeitende Geräte schaffen in der Theorie Datenraten von bis zu 200 MBit/s, in der Praxis liegt der Datendurchsatz bei 70 bis zu den genannten 100 MBit/s. Die erreichbare Geschwindigkeit ist dabei in hohem Maße von der Qualität der Verkabelung abhängig und somit in Neubauten im Schnitt bedeutend höher als in Altbauten. Dies gilt auch für die überbrückbare Distanz, die unter optimalen Bedingungen bei 200 Metern liegt, bei älteren Leitungen aber in der Praxis unter Umständen erheblich sinkt. Zum Schutz wird bei HomePlug AV ein 128-Bit-AES-Verschlüsselungsalgorithmus verwendet. Mit DS2 gibt es einen Konkurrenzstandard, der ebenfalls Datenraten in der Theorie von 200 MBit/s, in der Praxis von rund 100 MBit/s ermöglicht.

Auch bei Powerline ein Problem: Alter Standard bremst Datenübertragung

Powerline-dLan-Lösung
von devolo
Der HomePlug-AV-Vorgängerstandard mit dem (leicht zu verwechselnden) Namen HomePlug ohne Zusatz indes verwendet lediglich einen 56-Bit-Code zur Verschlüsselung (der sich als knackbar erwiesen hat) und verspricht in der Theorie eine Bandbreite von lediglich 14 MBit/s. In der Praxis werden in Neubauten indes sogar nur rund 10 MBit/s erreicht, in Altbauten oftmals höchstens 5 MBit/s. Auch die theoretisch maximale Reichweite von rund 200 Metern wird in der Praxis durch die bereits bei HomePlug AV entscheidenden Faktoren bestimmt und ist deutlich geringer. Die Geschwindigkeit liegt damit in diesem Fall unter der der WLAN- oder LAN-Verkabelung, beim Kauf von Powerline-Hardware sollte daher genau auf die technischen Daten geachtet werden, damit ein vermeintliches Schnäppchen-Angeboten sich nicht als extreme Daten-Bremse entpuppt.

Powerline im Allgemeinen kämpft(e) zudem mit dem Problem, Funk im Kurzwellenbereich stören zu können: Die Kabel können sich zu Antennen entwickeln und abstrahlen. Zwar wurde die Technik hier in jüngster Vergangenheit stark verbessert, trotzdem stört manches (alte) Equipment immer noch Radio-Empfang und Amateurfunk. Wem hierbei zunächst die spärlich gesäten Funk-Freaks in den Sinn kommen, sollte bedenken, das auch manches Notfunksysteme zum Beispiel für Katastrophenfälle auf Kurzwelle setzt. Die Einsatzsituationen sind damit zwar begrenzt, aber im Fall der Fälle lebenswichtig. Nicht zuletzt dank technischer Verbesserungen in diesem Bereich kann Powerline heutzutage aber als technisch ausgereifte Alternative gelten, die auch in der Praxis durchaus überzeugen kann.

Indoor-Versorgung per Fernsehkabel

Weitgehend unbekannt dürfte die Möglichkeit sein, auch per Fernsehkabel eine Indoor-Breitbandversorgung herzustellen: Entsprechende Hardware bieten zum Beispiel die Firmen Allnet und Devolo. Diese arbeitet Powerline-like und bietet mittlerweile je nach Hardware eine Übertragungsrate von bis zu 200 MBit/s "brutto", in der Praxis ist die erreichbare Bandbreite bedeutend geringer. Laut dem Hersteller Allnet wird das TV-Signal vom Verfahren nicht beeinflusst, die Verbindung wird mit einem 128-Bit-Schlüssel per AES gesichert.

Maximal lässt sich laut Allnet eine Distanz von 800 Metern überbrücken, in der Praxis hängt diese aber "von den örtlichen Gegebenheiten ab", womit auf die Qualität der jeweiligen Verkabelung abgestellt wird und die somit praktisch überbrückbare Distanz deutlich unter diesem Wert liegen dürfte. Die Adapter von Allnet sind für je 90 Euro im Online-Handel erhältlich und verfügen über einen Coax-Stecker (zum Anstöpseln an die TV-Dose) und einen 10/100-Ethernet-Port, über den sich per LAN-Kabel die Breitband-Geräte anbinden lassen. Auf der Hand liegender Nachteil zu Powerline: TV-Dosen dürften im Haus spärlicher gesät sein als Steckdosen. Als Ergänzungs-Variante kann auch hier dann auf eine "Weitervermittlung" mittels WLAN gesetzt werden.

Nutzung bestehender Inhouse-Telefonleitungen

Zudem gibt es theoretisch noch die Möglichkeit, Breitband inhouse über eine Telefonleitung zu verbreiten, zum Beispiel über eine Doppelader, die im besten Fall verdrillt ist. Dabei wird die Telefoniefunktionalität nicht eingeschränkt. Hierfür gibt es ebenfalls Standards der so genannten "HomePNA Alliance": Während nach dem HomePNA-1.0-Standard lediglich eine Datenrate von 1 MBit/s brutto möglich ist, soll HomePNA 2.0 immerhin schon 10 MBit/s bieten. Allerdings müssen die verwendeten Kabel hier eine bedeutend höhere Qualität (zum Beispiel bezüglich der Abschirmung) aufweisen, um alleine schon die (nicht gerade hohe) Datenrate von 10 MBit/s erreichen zu können. HomePNA in der Variante 3.0 verspricht in der Theorie immerhin schon bis zu 250 MBit/s "brutto", in der Praxis maximal rund die Hälfte. Vorteil von HomePNA ist, das größere Distanzen als mit den Alternativen Powerline und Übertragung via TV-Kabel überbrückt werden können.

In den USA ein Hit, ist HomePNA hierzulande wenig verbreitet, die Hardware-Angebote sind entsprechend spärlich und vor allem auch teuer. Zudem kämpft diese Variante mit Problemen bezüglich in Deutschland verwendeter Technik und Vorschriften, darüber hinaus bedarf es hier eben einem verlegten Kabel, das auch in den zu versorgenden Räumen verfügbar ist, was in der Praxis nicht so einfach sein dürfte. Somit ist der Einsatz dieser Technik wenig sinnvoll.

Fazit: Alternativen zu Ethernet vorhanden

Auch wer nicht die Wände aufreißen will, kann sein Heim indoor mit Breitband versorgen: Die drei Varianten WLAN, Powerline und Nutzung von TV-Kabeln haben dabei ihre Vor- und Nachteile. Wer zum Beispiel auch mobile Geräte einbinden oder generell einer Verkabelung entgehen will, kann auf WLAN setzen, hat allerdings mit der Problematik der beschränkten Reichweite sowie der Beschaffenheit des Hauses/der Wohnung zu kämpfen. Hier stößt WLAN unter Umständen an Grenzen.

Powerline erfordert indes entsprechende Hardware, die (mit wenigen Ausnahmen) nicht zu einem Breitband-Anschluss mitgeliefert wird. Dies gilt auch für die Fernsehkabel-Lösung, wobei hier erschwerend hinzukommt, da entsprechende Dosen im Haus selten sind.

Allerdings sind die drei Varianten nicht zwangsweise "Stand-Alone", Powerline bzw. Ethernet per TV-Kabel können auch mit WLAN kombiniert werden. Von der Nutzung von Breitband über das "Aufschalten" auf bestehende Telefonleitungen sollte aus den zuvor genannten Gründen indes Abstand genommen werden.