Schreiben

Geldforderung nach angeblichem Besuch von Kinderporno-Seite

teltarif.de erhält Kopie eines ominösen Schreibens
Von Björn Brodersen

Unbekannte versuchen offenbar zurzeit, Internetnutzer mit einem angeblichen Besuch einer Website mit kinderpornografischen Inhalten unter Druck zu setzen. Ein Leser sandte uns heute die Kopie eines Schreibens zu, in dem ihm ein sich selbst als NGK e.V. bezeichnender "Verein" aus Hannover mitteilt, von seinem PC aus seien Pädophilen-Seiten im Internet besucht worden und er habe sich mit dem Besuch dieser Seiten strafbar gemacht. Gleichzeitig bieten die Absender des Schreibens dem Internetnutzer an, gegen eine Zahlung von einmalig 50 Euro seine angeblichen Spuren im Netz zu löschen. Den Betrag soll der Empfänger innerhalb von fünf Tagen in bar an eine im Schreiben genannte Adresse in Hannover (Weidendamm 30, 30167 Hannover) senden. Ansonsten würde der Internetnutzer in vier bis sechs Wochen von Strafverfolgungsbehörden um Stellungnahme gebeten werden.

Im Moment liegen uns zu dem Fall noch keine weiteren Informationen vor, auch in einschlägigen Internetforen wird das Schreiben des angeblichen "Vereins" im "Netz gegen Kinderporno" noch nicht ausgiebig diskutiert. Sollte das Schreiben wirklich existieren, dürfte es sich hierbei um einen Betrugsversuch handeln. Empfänger eines solchen Schreibens sollten sich daher von dem Inhalt des Briefs und die kurze Zahlungsfrist nicht einschüchtern lassen und den geforderten Betrag nicht bezahlen.

Registriernummer und Telefonnummer des Vereins fehlen

Das Schreiben erhält etliche Hinweise darauf, dass kein seriöser Absender dahinter steckt: In der uns zugesandten Kopie des Briefs sind zwar ein Vereinsname und eine Postanschrift angebeben, jedoch fehlt zum Beispiel die Registriernummer, unter der der Verein im Vereinsregister eingetragen sein soll. Auch eine Telefonnummer für Rückfragen wird nicht angeführt. Eine Suche im Internet ergibt auch keine Ergebnistreffer für einen NgK e.V. aus Hannover.

Die Absender hoffen aber offensichtlich auf einer Erkennungs- bzw. Verwechslungseffekt beim Empfänger des Schreibens, denn es gibt einen NgK e.V. in Wuppertal (Nummer gegen Kummer) und es gab eine "Netz-gegen-Kinderporno"-Initiative, die Hinweise auf Kinderpornografie im Internet entgegennahm. Die Aufgabe dieser provisorischen Meldestelle erfüllen inzwischen auch online die Landeskriminalämter. Die Initiative weist aber immer noch darauf hin, dass gegen Zufallsfinder von kinderpornografischen Schriften in Online-Diensten und Datennetzen generell keine Ermittlungsverfahren eingeleitet würden.

Keinesfalls zahlen

Immer wieder versuchen Betrüger, mit ähnlichen Maschen Verbraucher zum Zahlen zu bewegen. In den meisten Fällen sollen die Angeschriebenen bestimmte Telefon- oder Internetdienste genutzt haben, häufig auch für Erotikdienste, die peinlich für die Nutzer sein können. Zudem sind die geforderten Beträge in der Regel so niedrig angesetzt, dass manche Verbraucher lieber zahlen, als sich mit den angedrohten Mahnungen, Schufa-Eintreägen, Inkassovertretern, Anwälten oder Zwangsvollstreckungen beschäftigen zu müssen. Auch in diesem Fall zielen die Absender des Schreibens offenbar auf das Schamgefühl vieler Menschen ab.

Noch liegen uns keine weiteren Erkentnisse darüber vor, wer hinter dem versendeten Schreiben steckt und wie viele Haushalte einen solchen Brief erhalten haben. Es ist aber davon auszugehen, dass es sich um einen unlauteren Versuch handelt, an das Geld von unbedarften Internetnutzern zu kommen. Sollten auch andere ein solches Schreiben erhalten haben, sollten die Empfänger keinesfalls den geforderten Geldbetrag an den Absender in Hannover senden.

Update: Täter offenbar gefunden

Inzwischen hat die Polizei Hannover den Absender der Geldforderungen offenbar gefunden. Mehr darüber lesen Sie in unserer Felogemeldung.