Software

Editorial: Wie das iPhone Apple dominiert

Ein erfolgreicher Hersteller muss nicht jeden Monat mit neuen Geräten glänzen
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Bei der gestrigen Keynote von Apple Marketingchef Phil Schiller ging es - vordergründig vielleicht enttäuschend - nicht um ein neues iPhone, noch nicht einmal ein kleines (Speicher)-Upgrade für das aktuelle Modell iPhone 3G war dabei. Und doch dominierten die mobilen Endgeräte des Herstellers aus Kalifornien vielerortens den Vortrag und sorgten auch beim zahlreich erschienenen Publikum immer wieder für reichlich Szenenapplaus. Ebenso waren die Geräte vor zwei Jahren der Startschuss für eine ganze Reihe von Entwicklungen im Produkte-Baukasten des Herstellers aus Kalifornien, die auch heute erst sicherlich zum Teil deutlich werden.

iPhone und iPod Touch als Multi-Funktions-Fernbedienung

Mit dem eigentlich einfachen wie genialen Schachzug, beim iPhone zusätzlich zum mobilen Endgerät auch einen Shop für Software aus dem eigenen Hause und solcher von Fremdentwicklern anzubieten, eröffnete Chef Steve Jobs diesen Geräten eine anfangs kaum zu erwartende Nutzungsvielfalt. Schon heute gleicht kaum eines der mittlerweile millionenfach verkauften iPhones einem anderen, zumindest wenn es einige Monate beim Endkunden in Benutzung war. Nun setzt auch Apple selbst immer mehr auf Fernsteuerung von Programmen und Anwendungen auf dem Desktop- oder Laptop-PC oder im heimischen Netzwerk, so z. B. gestern mit Ankündigung, die Bildschirmpräsentationen mit iWork'09 oder auch nur eine Slideshow der letzten Urlaubsbilder per iPhone oder iPod Touch fernsteuern zu können. Bislang war dieser Bereich externen Entwicklern vorbehalten, die dort offensichtlich so erfolgreich agiert haben, dass Apple hier nun selbst aktiv wurde.

Software treibt die mobile Entwicklung bei Apple

Software treibt die Mobilität bei Apple. Überraschte und überzeugte Steve Jobs vor zwei Jahren mit dem Gerät iPhone, einem neuartigen Handy samt neuem Bedienkonzept, und kurze Zeit später mit dem iPod Touch, quasi dem gleichen Gerät ohne Telefon, so dominiert derzeit die Vorstellung neuer Software, um die Geräte noch besser und auf immer neuen Wegen zu nutzen. Konzentrierten sich Apple und ausgewählte Mobilfunkanbieter wie T-Mobile in Deutschland oder AT&T in den USA, anfangs auf die Telefonfunktion und benachbarte Bereiche wie z. B. E-Mail, den Safari-Internetbrowser, so rutschte danach der AppStore und der mobile iTunes-Shop in den Fokus. Mittlerweile sind auch dies Selbstverständlichkeiten. Aber Nutzer und Softwareentwickler von Apple und Drittanbieter entdecken immer neue Facetten. In der Spieleindustrie gelten die Geräte schon längst als die mobile Spielekonsole, die durch Bewegungssensoren neue Spieleerlebnisse ermöglicht. Auch in der Finanz- und Geschäftswelt entstehen mit dem iPhone immer neue Anwendungen wie spezifische Zugänge ins Intranet, Software zum Flottenmanagement und weiteres mehr.

Apple geht diesen Weg konsequent weiter. Die anfangs vielleicht notwendige Trennung in einen mobile iTunes-Shop und dem klassischen iTunes für den PC wird nun aufgegeben, auch von den mobilen Endgeräten hat man Zugang auf die komplette Welt mobiler Musik, Videos und sämtlicher Software. Auch Zubehörhersteller werden hier sicherlich nicht müde, neue Erweiterungen rund um die Apple-Produkte zu bauen. Dockingstations, die aus einem iPhone eine komplette Spielekonsole oder ein Nachrichten- und Informationscenter zuhause machen, waren zwar zuletzt "nur" Prototypen einer amerikanischen Fachzeitschrift, sie erscheinen aber gerade nun wahrscheinlicher denn je.

Apple auch ohne neues iPhone als Mobiltelefonhersteller erfolgreicher denn je

Auch ohne ein neues iPhone - auch wenn teltarif.de gerne über ein solches oder ein kleineres nano Modell berichtet und dieses bereits in San Francisco in den Händen gehalten hätte - ist Apple als Mobiltelefonhersteller erfolgreicher denn je. Gerade durch die oben beschriebene Software-Strategie verkaufen sich die aktuellen Modelle besser denn je - und das obwohl die Geräte bereits viele Monate in der aktuellen Konfiguration auf dem Markt sind.

Durch die stetig steigenden Stückzahlen profitiert der amerikanische Hersteller zudem von Größenvorteilen, die beim derzeit konstanten Verkaufspreis vor allem der eigenen Bilanz zu Gute kommen. Dies schafft in diesem Markt sonst kein anderer Hersteller, auch nicht der Branchenführer Nokia. Die anderen setzen sich allesamt dem Druck aus, innerhalb weniger Monate ein komplettes Produktportfolio mit fünf bis fünfzehn verschiedenen Handys auf den Markt zu bringen und gewinnbringend verkaufen zu müssen.

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