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Die nächsten 10 Jahre: Glanz und Kostendruck im Mobilfunk

Diverse Entwicklungen belasten die Branche in der nahen Zukunft
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Das iPhone von Apple hält viel von dem, was UMTS immer bezüglich Bediencomfort und Multimediaerlebnis versprach - und das, obwohl das iPhone gar kein UMTS beherrscht. Diese eine Feststellung zeigt bereits einen großen Teil des aktuellen Dilemmas der Mobilfunkanbieter, das diese in Zukunft noch viel stärker bedrängen wird als heute: Die Hardware und die Netztechnik (GSM, UMTS, WiMAX) ist relativ beliebig, den Unterschied macht die Software auf den Geräten.

Der andere Teil des Dilemmas: Die für die Basisdienste mobile Telefonie und SMS benötigte Bitrate kann dank der exponentiell wachsenden Leistungsfähigkeit moderner Digitalelektronik immer günstiger bereit gestellt werden. Ebenso fällt der Preis für Einfachhandys immer weiter. Der gegenseitige Wettbewerb unter den Netzbetreibern wird dafür sorgen, dass ein großer Teil dieser durch Technologiefortschritte erreichten Kostenvorteile über niedrigere Preise an die Kunden weitergegeben wird. Für Wenigtelefonierer, die auch kaum das Internet benutzen, ist schon heute ein Handy viel günstiger als ein Festnetzanschluss. In zehn Jahren ist selbst für Vieltelefonierer und Normalsurfer die mobile Versorgung billiger als das Festnetz.

Somit droht ein Paradigmenwechsel: Galt bisher das Handy als Luxus und das Festnetz als Standardnetz, könnte es in zehn Jahren genau anders herum aussehen: Wer es sich leisten kann oder will, telefoniert über das teurere, aber qualitativ hochwertigere Festnetz, und lässt sich über ebendieses auch die gewünschte Fernsehsendung mit beliebigem Zeitversatz und in HD ins Haus streamen. Handynutzer werden hingegen auch künftig mit abreißenden Gesprächen, eingeschränkter Sprachqualität und im Vergleich zum Festnetz geringeren Bitraten leben müssen. Dieses Gefühl der User, mobil nur im "zweitklassigen" Netz zu telefonieren oder zu surfen, erhöht den Kostendruck auf die Handynetze weiter, so dass trotz stark steigender Nutzung die Umsätze weiter sinken. Aber auch für die Festnetzanbieter ist dieses Szenario kein Zuckerschlecken: Stark rückläufige Anschlusszahlen dezimieren auch hier den Umsatz.

Oder doch Glanz?

Natürlich werden Netzbetreiber und Handyhersteller mit aller Kraft versuchen, den oben skizzierten Niedergang zu verhindern oder zumindest zu verlangsamen: Neue Dienste, neue Applikationen und immer mehr Multimedia sollen das Geld bei den Kunden locker machen. Nur muss eine nicht unerhebliche Zahl von denen auch anbeißen und fürs Handy ähnlich viel Geld ausgeben wie für den PC oder Laptop, damit diese Rechnung auch aufgeht. Und dabei ist Pessimismus durchaus angebracht.

Allem Hype ums iPhone zum Trotz: Der Mobilfunk-Massenmarkt wird sich in den nächsten zehn Jahren in Deutschland stärker in Richtung Kostenoptimierung als in Richtung Glanz und Gloria entwickeln. Zusatzgeschäft winkt nur da, wo derzeit umständliche Geschäftsprozesse durch mobile Datendienste effizienter abgewickelt werden können. Doch auch hier ist der Kostendruck naturgemäß hoch.

Mobile Payment und Ticketing?

Eine sicher interessante Chance für neue Dienste haben die Anbieter wahrscheinlich bereits vertan: Das Handy als mobile Geldbörse. Die Kreditkartenanbieter sind nämlich bereits dabei, ihre Karten mit RFID aufzurüsten, um ebenfalls drahtlose Bezahldienste anbieten zu können. Zwar wäre das Handy mit seinen Menüfunktionen beim mobilen Bezahlen grundsätzlich sicherer und transparenter für die Kunden. Es ist aber zu befürchten, dass ein rein kartenbasiertes System das Rennen macht.

Ebenso gäbe es die Chance, Handys als generellen Ticketspeicher zu etablieren. Aber auch hier ist nicht nur mangels Kooperation unter den mobilen Anbietern zu erwarten, dass jeweils individuelle Lösungen der Veranstalter mit gegebenenfalls mit RFID-Chips aufgewerteten Papiertickets das Rennen machen. Zudem machen die Fluggesellschaften schon heute vor, wie sie elektronische Tickets an Ausweisdokumente oder herkömmliche Kreditkarten binden, ohne, dass der Kunde dafür irgendwelche Elektronik benötigen würde. Dieselben Verfahren sind grundsätzlich auch auf andere Veranstaltungen anwendbar.

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