Betriebssystem

Experten bezweifeln sofortigen Erfolg von Windows Vista

Speicherhungriges Betriebssystem soll sicherstes aller Zeiten werden
Von Janko Weßlowsky / dpa

Das neue Windows-Betriebssystem war eine schwere Geburt - und längst überfällig. Wie bereits berichtet kommt mit Windows Vista am 30. Januar nach mehr als fünf Jahren Entwicklungszeit und zahlreichen Verspätungen erstmals ein Nachfolger des betagten Windows XP auf den Markt. Das Softwarepaket ist eine komplette Neuentwicklung und für Microsoft die wichtigste neue Produkt seit Jahren. Dennoch scheinen Experten und sogar Microsoft selbst zu bezweifeln, dass Vista sofort reißenden Absatz finden und Computernutzer die Geschäfte stürmen werden. Immerhin ist der Speicherhunger des neuen Microsoft-Produktpakets im Vergleich zu früheren Betriebssystemen und selbst zu aktueller Software immens. Das Gros der in den europäischen Haushalten stehenden Rechner dürfte diese Last kaum bewältigen.

Das weit überwiegende Hauptgeschäft werde Microsoft im ersten Jahr stattdessen über neu verkaufte Personal Computer machen, schätzt denn auch Microsoft-Manager Jim Allchin, der zusammen mit Kevin Johnson für Windows verantwortlich ist. Nach Hochrechnungen der Marktforscher von IDC dürften in diesem Jahr immerhin 90 Prozent aller verkauften PCs mit einer Home-Edition von Windows Vista ausgestattet sein. Die PC-Hersteller würden sich über mehr Absatz besonders freuen, war doch durch die jüngste Verschiebung des Vista-Starts auf Ende Januar ein Boom im sonst so lukrativen Weihnachtsgeschäft ausgeblieben.

In den kommenden Monaten werde sich Vista aber nur langsam auf die Absatzzahlen der PC- und Halbleiterindustrie auswirken, schätzt Hannes Schwaderer, Deutschland-Chef von Intel. Es gebe natürlich ausgeprägte Technik-Enthusiasten. Die Auswirkungen im Consumer-Geschäft würden sich jedoch nur im einstelligen Bereich bewegen. "Viele Konsumenten werden erst einmal abwarten, wie stabil die Software ist." Und das Geschäft mit Unternehmenskunden habe bereits gezeigt, dass die Firmen bei ihren normalen PC-Ersatz-Zyklen blieben.

Vista verspricht intuitivere Bedienung

Vista will mit mehreren tausend Funktionen und einer komplett überarbeiteten grafischen Oberfläche mit dem Namen "Aero" für eine schnellere und optisch vereinfachte Verwaltung und Nutzung von Daten verschiedenster Art sorgen. Eine der augenfälligsten Neuerungen sind die neuen, transparent gehaltenen Fenster, die einen besseren Überblick über geöffnete Dokumente verschaffen sollen. Mit "Flip 3D" werden die Fenster auch in dreidimensionaler Ansicht dargestellt. Auf der Bildschirmoberfläche kann sich der Nutzer eine Sidebar mit regelmäßig benötigten Applikationen wie einer analogen Uhr, der aktuellen Wettervorhersage oder einem Kalender anlegen. Auch die Suche nach Dokumenten oder Programmen soll Vista erheblich vereinfachen. So muss man zum Beispiel nicht mehr den exakten Namen eines Dokuments oder einer Bilddatei wissen, sondern kann nach einem beliebigen Begriff innerhalb des Dokuments suchen. Auch die Kommunikation mit anderen Geräten wie Organizer, Handy oder MP3-Player soll mit Hilfe des Vista-Synchronisations-Centers zum Kinderspiel werden.