Versuch

Probelauf für Fußgänger-Navigation per WLAN

Standortbestimmung mit Hilfe des PDAs oder Smartphones
Von dpa / Björn Brodersen

PDAs und Smartphones sollen Fußgänger bald kostenlos durch Innenstädte und sogar durch Gebäude lotsen können. Das dazu nötige Computerprogramm sei vom Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen (Fraunhofer ISS) in Erlangen entwickelt worden, sagte der stellvertretende Instituts-Leiter Jürgen Hupp heute in Nürnberg. In Kooperation mit dem Nürnberger Telefonbuch-Verlag Müller solle das System jetzt für breite Nutzerschichten ausgebaut und mit vielfältigen Zusatzinformationen ausgerüstet werden. Zur Standortbestimmung nutzen die mobilen Endgeräte das stetig wachsende Netz kabelloser Funkstationen, das so genannte WLAN.

"Die Innenstädte verfügen heute über eine immer dichter werdende WLAN-Infrastruktur", hob Hupp den Vorteil der WLAN-Lokalisierung hervor. Die Zahl der Sender, egal ob privat oder kommerziell, habe sich allein rund um den Nürnberger Hauptmarkt in den vergangenen sechs Monaten verdreifacht. Die neue Technologie, die auf wenige Meter genau arbeite, ergänze satellitengestützte Navigationssysteme auf GPS-Basis ideal. Denn die funktioniere zwar auf dem Land gut. In den Städten könne sie jedoch meist die Gebäudemauern nicht durchdringen, weshalb sie ausgerechnet in den am dichtesten besiedelten Gebieten große Lücken aufweise.

Hoffnung durch wachsende Verbreitung von Smartphones

Die wachsende Zahl der Endgeräte, der Smartphones, könnte den neuen Trend zur WLAN-Lokalisierung beflügeln, sagte Hupp. Die Anwendungsmöglichkeiten seien zahlreich: So könnten beispielsweise Touristen durch Städte, Museen oder Messen geführt werden, Informationen über die unmittelbare Umgebung bereitgestellt, Hilfs- und Rettungsdienste oder Sicherheitspersonal an den Einsatzort gelotst sowie Transportfahrzeuge gesteuert werden. Die Möglichkeiten reichten bis in bestimmte Räume (Behördennavigation) oder zu ausgewählten Produkten in bestimmten Einkaufszentren.

Hier bestehe die Möglichkeit, Passanten auf Sonderangebote und Werbeaktionen vor Ort hinzuweisen, erläuterte Hupp. Die Zusatzinfos werden vom Müller-Verlag eingespeist, der seit knapp einem Jahr den Online-Dienst www.gelbeseiten.de anbietet. Die neue Technologie ermögliche es, Services vor Ort ohne Nutzungsgebühren bereitzustellen, sagte der Geschäftsführer des Telefonbuchverlages Hans Müller GmbH & Co. KG, Michael Oschmann. Bei der Suche nach einem nahe gelegenen Restaurant könnte beispielsweise ein aktuelles Mittagsmenü beworben werden.