Problematisch

Gemeinde Oberammergau wehrt sich gegen Mobilfunkstrahlen

Einwohner klagen über Schlafprobleme und Schmerzen
Von dpa / Thorsten Neuhetzki

Nach Bekanntwerden von Schlafstörungen und anderen Symptomen will sich das weltbekannte Passionsspieldorf Oberammergau mit allen rechtlichen Mitteln gegen womöglich gesundheitsgefährdende Mobilfunkstrahlen wehren. Die Gemeinde lässt juristisch prüfen, ob sie von einem außerordentlichen Kündigungsrecht gegenüber dem Betreiber der Mobilfunkanlage Gebrauch machen kann. Bürgermeister Rolf Zigon (CSU) stellte aber zugleich klar, dass er von einem Schnellschuss wie etwa dem Abschalten des Stroms für die Anlage nichts hält. Das Problem solle vielmehr bei der nächsten Gemeinderatssitzung am 20. Dezember erörtert werden.

Seit der Mobilfunkbetreiber T-Mobile seine Anlage im Sommer aufrüstete, klagen Bewohner des gut 5 000 Einwohner zählenden Dorfes über gesundheitliche Probleme. Vor allem plagen etliche Menschen Schlafstörungen, aber auch mit Herzrasen und Kopfschmerzen kommen die Patienten in die Arztpraxen. Sogar nächtliche Notarzteinsätze seien bereits erforderlich gewesen, berichtet der Oberammergauer Arzt Gerhard Seuß.

Mehrere Einwohner haben ihren Schlafplatz daher außerhalb der oberbayerischen Gemeinde verlegt, der evangelische Ortspfarrer Carsten Häublein mietete gar mehr als 20 Kilometer vom Pfarrhaus entfernt eine Ferienwohnung an, um wieder ruhig schlafen zu können. Rund ein Dutzend Bürger erstattete Anzeige wegen gefährlicher Körperverletzung.

T-Mobile hält an umstrittener Technik fest

"Wir nehmen das Problem sehr ernst", sagte Rathauschef Zigon. Er schaltete vom Landratsamt in Garmisch-Partenkirchen bis zum Umweltministerium in München sämtliche betroffene Behörden ein. Minister Werner Schnappauf (CSU) schickte daraufhin einen Messtrupp des Landesamtes für Umwelt (LfU) ins Passionsspieldorf. Das Ergebnis: Die Grenzwerte werden weit unterschritten, die gemessenen Werte erreichen gerade einmal fünf Prozent des Grenzwertes. Sie liegen zwar leicht über den Durchschnittswerten, aber in der selben Größenordnung wie an mehr als 400 Orten in Bayern.

Dennoch will Zigon nicht locker lassen, bis T-Mobile den alten Zustand wie vor der Aufrüstung wiederhergestellt hat. Doch das Mobilfunkunternehmen hat schon angekündigt, dass es eine Rückkehr zur alten Technik nicht geben werde. Allenfalls könne über einen anderen Standort für den Sendemasten verhandelt werden, ließ T-Mobile wissen.