Insolvenz

BenQ-Mobile-Pleite: Kleinfeld auf dem Prüfstand

IG Metall bringt Rücktritt von Siemens-Chef ins Gespräch
Von dpa / Björn Brodersen

In den vergangenen Wochen ist die Kritik auf Deutschlands größten Elektrokonzern Siemens und seinen Vorstandschef Klaus Kleinfeld nur so niedergeprasselt. Nach dem vorübergehenden Verzicht auf die umstrittene 30-Prozent-Gehaltserhöhung und der Gründung eines Härtefonds für entlassene Mitarbeiter des insolventen Handyherstellers BenQ Mobile hat sich die Lage wieder ein wenig beruhigt. Doch damit ist Kleinfeld noch nicht aus dem Schneider. Entscheidend wird sein, ob im kommenden Frühjahr alle Geschäftsbereiche wie von Kleinfeld versprochen die Renditeziele erfüllen. Die Bilanz des Geschäftsjahres 2005/06 (30. September), die Kleinfeld am kommenden Donnerstag vorlegt, ist daher für den Vorstandschef nur ein Zwischenzeugnis.

Die Kritik der vergangenen Wochen fokussierte sich stark auf Kleinfeld. Der Vorstandsvorsitzende habe in der Öffentlichkeit ein falsches Image, meinte eine Siemens-Führungskraft. "Ich kenne niemanden, der so hart daran arbeitet, es jedem recht zu machen." Kulminiert war die Kritik an Kleinfeld, als die beschlossene Gehaltserhöhung für den Vorstand bekannt wurde und gleichzeitig die frühere Siemens-Handysparte mit 3 000 Beschäftigten in Deutschland nur ein Jahr nach dem Verkauf an BenQ pleite ging. "Die Diskussion hat das Unternehmen deutlich beschädigt", räumte auch Kleinfeld ein. Die öffentliche Reaktion habe ihn überrascht, hier seien zwei völlig voneinander unabhängige Ereignisse miteinander verknüpft worden.

Radikale Maßnahmen, um die Renditeziele zu erreichen

Dennoch steht Kleinfelds Strategie nach dem BenQ-Debakel noch stärker auf dem Prüfstand als bisher. Um die Rendite-Ziele im kommenden Jahr zu erreichen, greift der Manager zu radikalen Maßnahmen. Zuerst wurde das Handygeschäft verkauft, dann die Festnetzsparte in ein Gemeinschaftsunternehmen mit Nokia eingebracht. Gewerkschafter sehen sich nach der Pleite von BenQ Mobile in ihrer Kritik bestätigt: Aus kurzfristigen Gewinninteressen würden tausende von Arbeitnehmern in eine ungewisse Zukunft geschickt. Kleinfeld will von seiner Strategie aber nicht abrücken. Zwar müssten die Partner wohl noch intensiver geprüft werden, weitere Verkäufe nach dem Vorbild der Handysparte seien aber denkbar. "Wir müssen die Portfoliopolitik weiter vorantreiben."

Der von Kleinfeld forcierte Umbau zeigt durchaus Wirkung. Für das vierte Quartal rechnen Analysten im Schnitt mit einem Anstieg des Gewinns unter dem Strich von 497 auf mehr als 700 Millionen Euro. Dennoch ist der Konzern noch ein gutes Stück von seinen Margenzielen entfernt. So dürfte die Kommunikationssparte Com ebenso wie der IT-Dienstleister SBS noch in den roten Zahlen stecken. Zwar gibt es für beide Krisenfälle bereits eine Lösung: Das Festnetzgeschäft von Com geht in ein Gemeinschaftsunternehmen mit Nokia, der Bereich wird dann aufgelöst. SBS wird mit den weltweiten IT-Lösungs- und Software-Aktivitäten von Siemens verschmolzen.