Diskussion

Mobilfunkanbieter schreiben UMTS noch nicht ab

Mobile Datennutzung durch 3G-Technologien steht erst am Anfang
Von Björn Brodersen

Die beiden deutschen Mobilfunknetzbetreiber T-Mobile und Vodafone setzen weiterhin große Hoffnungen auf das Geschäft mit dem mobilen Breitband-Internetzugang und mobilen Datendiensten. Allerdings warnten auf dem im Rahmen der IT-Fachmesse Systems stattfindenden Mobile Summit Vertreter beider Unternehmen vor überzogenen Erwartungen an UMTS, HSDPA und folgende Übertragungsstandards. Die mobile Datennutzung spiele aber in beiden Unternehmen eine große Rolle als langfristiger Wachstumsmotor - neben einer weiteren Steigerung der realen Handy-Penetrationsrate und eine Erhöhung der Handynutzung durch günstige und einfache Tarife.

"Zu oft haben die Tk-Anbieter die nächste Revolution angekündigt, mit der Wirklichkeit hatte das aber wenig zu tun", sagte heute René Obermann, Vorstandsvorsitzender von T-Mobile International, in seiner Keynote-Speech in München. Dadurch sei inzwischen die nach der Versteigerung der Lizenzen, die mehrere Milliarden Euro in die Kassen des Bundes spülte, entstandene Euphorie über UMTS verflogen. Aufgabe der Mobilfunkanbieter sei es nun, vor allem den privaten Kunden den Nutzen und die Vorteile des mobilen Breitband-Internets nahe zu bringen.

Obermann: Mobilfunkdienste müssen besser werden

Weitere Aufgabe der Mobilfunker sei es, die Qualität und die Leistungsfähigkeit der bestehenden Sprach- und Datendienste zu verbessern. "Die Industrie wäre ignorant, wenn sie diesem Thema nicht mehr Aufmerksamkeit schenken würde", so Obermann. Bei einem leistungsfähigen Mobilfunk würden auch hybride Endgeräte, die mehrere Zugangstechnologien in sich vereinen, überflüssig. Der Zugang würde dann nur über das Mobilfunknetz erfolgen. Im Dezember wird die Bundesnetzagentur Frequenzen für den Broadband Wireless Access versteigern, im 3,5-GHz-Bereich könnten dann Breitbandzugänge über konkurrierende Technologien wie etwa WiMAX angeboten werden.

Zu den Vorteilen zähle beispielsweise die Möglichkeit, ortsungebunden ins Netz zu kommen. Damit die Kunden aber vermehrt die mobilen Datendienste auch nutzen, müssten sie erschwinglich sein und leistungsfähiger werden. Laut Obermann deckt T-Mobile zurzeit rund 50 Prozent der Fläche Deutschlands mit HSDPA, das eine Datenübertragungsrate von bis zu 1,8 MBit/s bietet, oder mit EDGE (bis zu 200 kBit/s). Ende kommenden Jahres würden laut dem T-Mobile-Chef Datenraten von bis zu 7,2 MBit/s möglich sein, im Jahr 2010 sogar bis zu 20 MBit/s.