zahlungsunfähig

DSL-Provider getacom ist zahlungsunfähig

Vertragliche Verpflichtungen gegenüber Kunden sollen erfüllt werden
Von Björn Brodersen

Der DSL- und VoIP-Anbieter getacom ist zahlungsunfähig. Wie der Geschäftsführer Patrick Landrock seit gestern Abend auf der Unternehmens-Website mitteilt, wird getacom morgen durch seinen Rechtsanwalt einen Insolvenzantrag beim Amtsgericht Stuttgart einreichen. Zu den Gründen macht der Geschäftsführer keine genaueren Angaben. In der Mitteilung heißt es lediglich, die Unternehmensentwicklung sei ins Stocken geraten. Der Anbieter verspricht, dass die vertraglichen Verpflichtungen gegenüber den Bestandskunden durch andere Unternehmen erfüllt werden. Dies gelte jedoch nicht für DSL-Flatrate-Kunden, für die eine Sonderregelung getroffen worden sei. Mehr zu dem speziellen Wechselangebot erfahren Sie in unserer Folgemeldung.

Flatrate-Kunden könnten einen neuen Vertrag beim Leistungslieferanten ncore GmbH [Link entfernt] mit Sitz in Duisburg abschließen und so Zugangskonto und - wenn vorhanden - feste IP-Adresse behalten. Dieser Vertrag beinhalte keine Mindestvertragslaufzeit und solle zu besonderen Konditionen angeboten werden. Informationen zu diesem Angebot erhielten die Kunden unter der Hotline-Nummer 0231 - 55 75 10 10. Flatrate-Kunden, deren Vertrag nicht auf einer monatlichen Abrechnung sondern auf einer Vorauszahlung der Gesamtkosten basiert, sollten eine Aufstellung der zuviel gezahlten Entgelte mit ihren Kunden- und Kontaktdaten per Post an den Provider schicken. Den eigenen telefonischen Support hat getacom eigenen Angaben zufolge eingestellt.

Für die Internet-Telefonie-Kunden hat getacom noch keinen neuen Anbieter gefunden, stehe aber kurz vor einer entsprechenden Einigung mit einem Unternehmen. Vertragskunden würden in den kommenden Tagen über ein Übergangsangebot informiert. Für die bestehenden Webhosting- und Domainverträge sowie für den Rootserver-Bereich stünden dagegen zwei Unternehmen bereit, die die von den Kunden bezahlten Leistungen im Rahmen der Mindestvertragslaufzeit übernehmen.

Noch vor zwei Wochen formulierte getacom ehrgeizige Ziele

Noch Anfang dieses Monats hatte getacom mit Blick auf "stabile Wachstumsraten" ehrgeizige Ziele formuliert: Man wolle zum drittgrößten Telekommunikationsunternehmen in Europa werden, hatte der getacom-Chef in einer Pressemitteilung angekündigt. Um dieses Ziel zu erreichen, wollte getacom mit anderen Providern in Übernahmeverhandlungen treten. Gleichzeitig begann das Unternehmen damit, VoIP-Anschlüsse anzubieten. Allerdings häuften sich bereits seit vergangenem Juni in einschlägigen Internetforen die Klagen der Kunden über die mangelnde Performance der DSL-Zugänge von getacom.

getacom war mit preisgünstigen Flatrate-Zugängen für T-DSL-Anschlüsse auf dem DSL-Markt gestartet. Dabei mussten die Kunden anfänglich die monatlichen Grundkosten sowie Einrichtungskosten für die Pauschalzugänge im Voraus bezahlen. Etliche Kunden haben so im Vertrauen auf die Seriosität des Providers mehr als 70 Euro für eine Flatrate mit zweijähriger Mindestvertragslaufzeit gezahlt.