Einwahl

Fragwürdige Schmalband-Flat von Hamburg Online

Netzbetreiber HanseNet ist von einer Zusammenarbeit nichts bekannt
Von Thorsten Neuhetzki

HanseNet-Kunden, die aus verschiedenen Gründen kein DSL bekommen konnten oder nutzen wollten, können nach Angaben von hamburgonline.de nun über eine Schmalband-Flatrate und diesen Anbieter ins Internet gehen. Diese ist allerdings durchaus skeptisch zu betrachten, wie eine genauere Beleuchtung des Angebotes zeigt.

HanseNet weiß nichts von einer Zusammenarbeit

Für eine Pauschale von 10 Euro monatlich wird dem Angebot zufolge die Einwahl auch von analogen Modems über eine normale Hamburger Telefonnummer (040) ermöglicht. Für Kunden von HanseNet sei nach Angaben des Anbieters die Einwahl kostenlos. Der Tarif wird durch diesen Provider realisiert, nicht durch HanseNet selber. Genau hier könnte auch das Problem liegen. Auf Nachfrage der teltarif-Redaktion hieß es bei HanseNet, dass von einer Zusammenarbeit mit Hamburg Online nichts bekannt sei. Vermutlich nutzt also der Provider als Drittanbieter die Möglichkeit der kostenlosen Interngespräche bei HanseNet aus. Das verursacht naturgemäß ein hohes Verkehrsaufkommen zu gewerblichen Zwecken im Netz der Hamburger Telefongesellschaft, welcher mit dem Telefonanbieter aber nicht abgesprochen zu sein scheint.

Provider sieht Potenzial bei Notebook-Nutzern

Auch sonst ist das Angebot relativ zweifelhaft, wie ein Blick in die Pressemitteilung von Hamburg Online deutlich macht. "Wir möchten so mehr Mobilität für unsere Mitglieder schaffen", sagt Lars Oertel, Geschäftsführer von Hamburg Online. Die Zielgruppe sieht er bei den Kunden, die Noteboooks nutzen. "In vielen Notebooks sind analoge Modems oder ISDN-Karten verbaut, die auf diesem Wege wieder neuen Nutzen bekommen." Allerdings sind bei nahezu allen Notebooks auch Netzwerk-Schnittstellen und oftmals auch WLAN verbaut, über die sich per DSL deutlich schneller und bequemer surfen lässt. Oertel sieht das anders. "In allen Netzbereichen von Hansenet und Alice [Alice ist eine Marke von HanseNet, Anmerkung der Redaktion] reicht für unsere Mitglieder nun ein einfacher Telefonschluss, um günstig ins Internet zu gelangen." Ob die Kunden das allerdings wollen, wenn sie die Möglichkeit haben, einen DSL-Anschluss zu nutzen, darf bezweifelt werden. Zudem bekommen Neukunden auch im Tarif Alice Fon einen DSL-Anschluss mit 2 MBit/s geschaltet. Eine Onlineminute wird allerdings mit 4,99 Cent pro Minute berechnet.

Hamburg Online gibt teure und falsche Empfehlungen

Rein theoretisch können nach Angaben von Hamburg Online auch Kunden anderer Netz- und Mobilfunkanbieter mit einer Sprachflatrate dieses Produkt nutzen. In der Praxis ist man sich hier jedoch wohl nicht ganz so sicher, wie Zitate aus der Pressemitteilung zeigen: "Da es sich bei der Einwahlnummer von Hamburg Online um eine normale, geografische Rufnummer handelt, sollte darüber die Einwahl ins Internet ebenfalls zu diesem Pauschalbetrag möglich sein. Inwieweit die Anbieter solche Einwahlnummern allerdings blockieren, ist noch nicht ganz klar", heißt es da. Abgesehen davon sprechen alle Anbieter in ihrer Bewerbung ihrer Sprachflatrates und zumeist auch den AGB deutlich von Sprach-Flatrates, die eben nicht zur Nutzung von Datenverbindungen gedacht sind.

Auch beim Zugang aus den Mobilfunknetzen sieht man Potenzial. "Eigentlich bietet sich so die Möglichkeit, das Handy als Modem für ein Notebook zu verwenden und damit eine Einwahl ins Internet über die geografische Rufnummer herzustellen. Inwieweit die Mobilfunkanbieter aber Datenströme erkennen oder gar ausfiltern, ist noch unklar und wird der Mobilfunkkunde ggf. selbst testen müssen." Gerade die von Hamburg Online erwähnte Sprachflatrate Base erweist sich hier aber als Kostenfalle. Denn CSD-Verbindungen zu lokalen Einwahlnummern werden mit 20 Cent pro Minute berechnet. Zudem stellt sich die Frage, inwieweit mobiles Surfen mit maximal 14,4 Kilobit pro Sekunde in Zeiten von mobilem Breitbandinternet wirklich Spass macht.

Auch wenn die Vertragslaufzeit des Angebotes bei nur einem Monat liegt und der monatliche Pauschalpreis von 10 Euro recht günstig klingt, empfehlen wir unseren Lesern, sich bei anderen Internetanbietern nach attraktiven Tarifen umzusehen. Unser Tarifrechner Schmalband und der DSL-Rechner geben hier wertvolle Tipps. Beim vorliegenden Angebot von Hamburg Online ist nämlich nicht auszuschließen, dass HanseNet, ebenso wie andere Telefongesellschaften, die Internetverbindungen nachträglich aufgrund der missbräuchlichen Nutzung der Sprach-Flatrate in Rechnung stellt.