Interview

HanseNet: VDSL-Netzbau liegt auf Eis

Rösch bestätigt Probleme bei Tarif-Umstellungen von Bestandskunden
Von Björn Brodersen

Der überregionale Vollanschluss-Anbieter HanseNet möchte in Hamburg mit dem Verlegen seines Hochgeschwindigkeitsnetzes beginnen, eine ausstehende Genehmigung der Deutschen Telekom blockiert allerdings zurzeit noch den Baubeginn. "Die Stadt hat uns grünes Licht gegeben, dass wir die nötigen 5 000 Verteilerkästen an den Straßen aufstellen. Wir dürfen auch die nötigen 1 000 Kilometer Kabel verlegen", sagte HanseNet-Chef Harald Rösch in einem Interview mit dem Hamburger Abendblatt. "Aber was uns noch fehlt, ist die Genehmigung der Deutschen Telekom, deren leeren Rohre zu nutzen." So lange sich die Telekom da weigere, könne das Unternehmen nicht investieren. HanseNet will sich deswegen wahrscheinlich an die Bundesnetzagentur wenden. Ob dies inzwischen geschehen ist, wollte das Unternehmen heute gegenüber der teltarif.de-Redaktion nicht verraten.

Wie schon Arcor-Chef Harald Stöber im März auf der Computermesse CeBIT wies Rösch im Interview auf den immensen Preisunterschied zwischen dem Verlegen eigener Rohre und der Nutzung bestehender Leerrohre des Bonner Konzerns hin. "Wenn wir die Straße aufgraben und eigene Rohre legen müssen, kostet uns das Verlegen der Glasfaserkabel etwa 20 Mal mehr, als wenn wir die vorhandenen Rohre aus Monopolzeiten der Post nutzen", wird Rösch im Abendblatt zitiert. Das Unternehmen muss Glasfaserkabel verlegen, um näher an den Anschluss des Kunden heranzurücken, da bei VDSL die Datenübertragungsgeschwindigkeit mit zunehmender Entfernung rasch abnimmt. Mehr über den VDSL-Streit lesen Sie in einem weiteren Beitrag.

Telekom und HanseNet konkurrieren bei Triple Play

Die T-Com hat bereits in zehn Städten mit dem Bau ihres VDSL-Netzes begonnen. In diesen Städten - darunter befindet sich auch Hamburg - wollen die Bonner pünktlich zur kommenden Fußball-Weltmeisterschaft Fernsehen über das Internet anbieten. Dies hat auch der Konkurrent HanseNet vor: Die Hamburger haben schon mehrfach den Startschuss für das eigene unter der Marke Alice vertriebene Triple-Play-Angebot - Internet, Telefon und Fernsehen (IP-TV) über eine Leitung - angekündigt, im Mai soll er aktuellen Planungen nun endlich erfolgen.

Laut Rösch werden die Kunden rund 100 Programme über das Komplettangebot empfangen können. Die Hälfte davon werde ein frei empfangbares Grundangebot sein, die andere Hälfte seien Pay-TV-Kanäle. Gleichzeitig könnten Filme auf Abruf (Video on Demand) bestellt werden. Zum Empfang der Programme benötigen die Kunden eine Set-Top-Box. Zu dem genauem Angebotspreis machte Rösch noch keine Angaben, er werde aber "wettbewerbsfähig und attraktiv" sein.

Probleme bei Tarif-Umstellung von Bestandskunden

Die herkömmlichen DSL-Anschlüsse von HanseNet sind inzwischen in 43 Städten erhältlich, bundesweit besitzt der Anbieter im DSL-Bereich einen Marktanteil von sechs Prozent - 1,5 Prozent aller deutschen Haushalte sind Alice-Kunden. Nach Angaben des HanseNet-Chefs gewinnt das Unternehmen täglich 1 500 neue Kunden hinzu. Ende 2005 zählte es insgesamt 576 000, in Hamburg sind es laut Rösch zurzeit 330 000. Gleichzeitig soll die Mitarbeiterzahl bis zum Jahresende um 250 auf 1 350 erhöht werden.

Seit diesem Monat führt HanseNet neue Bündelangebote aus Internet, in denen auch Pauschalangebote für Telefonate ins deutsche Festnetz bereits enthalten sind. Rösch bestätigte gegen über dem Hamburger Abendblatt, dass es zurzeit Probleme gebe, Bestandskunden in die neuen Tarife umzustellen. Allerdings beträfe dies nur rund ein Prozent aller HanseNet-Kunden. "Wir haben zwei parallel laufende IT-Systeme, und die Kunden in dem älteren System, die zum Teil spezielle Sondertraife haben, konnten wir bislang technisch nicht in das neue System bringen", erklärte Rösch. Alternativ könnten die Kunden die Tarif-Umstellung auch über die telefonische Hotline in Auftrag geben.