Geschäftsmodelle

Preiskampf bringt Mobilfunker nicht weiter

Studie: Bei Information und Unterhaltung gibt es noch Potenzial
Von Marie-Anne Winter

Nur 40 Prozent der Mobilfunkkunden sind bereit, für über das Handy genutzte Dienste wie Internetsurfen, Musik- oder Spieledownloads eine höhere Telefonrechnung in Kauf zu nehmen. Das hat eine internationale Umfrage der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft KPMG unter mehr als 3 500 Mobilfunknutzern ergeben. KPMG rät deshalb Mobilfunkunternehmen, ihr Geschäftsmodell zu überdenken und sich dabei an großen Internet-Suchmaschinen zu orientieren. John Curtis, Leiter des Bereichs Information, Communications & Entertainment bei KPMG Deutschland: "Diese ziehen mit attraktiven Dienstleistungen massenhaft Nutzer an und wecken aufgrund ihres großen Kundenstamms das Interesse der Werbung treibenden Industrie und des Onlinehandels. Ein Feld, das von den Mobilfunkanbietern derzeit vernachlässigt wird."

Momentan würden sich die Mobilfunkanbieter mit ständig neuen Sonderangeboten immer wieder gegenseitig die Kunden abspenstig machen. John Curtis sagt dazu: "Doch permanent subventionierte Handys auf den Markt zu werfen, bringt langfristig keinen Geschäftserfolg. Sinnvoller ist es, sich mit Hilfe attraktiver konvergenter Dienstleistungen wie Videodownloads oder Live-TV eine stabile und loyale Kundenbasis aufzubauen. Damit wird man für Werbekunden und Partner im digitalen Handel attraktiv und eröffnet sich neue Einnahmequellen." Mobilfunkunternehmen könnten beispielsweise ihren Handykunden Werbung zielgruppengerecht per SMS oder auch als Videoclip zukommen lassen.

Deutschland: Mobile Entertainment birgt Potenzial

Geschäftspotenzial berge hierzulande auch der Bereich Mobile Entertainment. Denn immerhin jeder dritte Deutsche verbringt seine Zeit auf dem Weg zur Arbeit in öffentlichen Verkehrsmitteln. Mobile Spiele und die Kamerafunktion - diese beiden Anwendungen werden von deutschen Handybesitzern vorwiegend genutzt. Noch relativ unerfahren sind sie dagegen, wenn es um mobile Netzwerk-Spiele, den Download von Songs oder Musikhören via Handy geht. Die Marketing-Strategien müssen darauf abzielen, die Nutzer mit konvergenten Dienstleistungen vertraut zu machen. John Curtis: "Nur Konsumenten, die sich auskennen, werden die vielfältigen konvergenten Dienste nutzen und für Umsatz sorgen. Solche Dienstleistungen für den Kunden transparent zu machen - darin liegt eine riesige Herausforderung für die Marktakteure".

Kunden wollen Angebote aus einer Hand

Die KPMG-Umfrage ergab auch, dass 81 Prozent einen einzigen Diensteanbieter eindeutig bevorzugen. Dieser Kundenwunsch berge enormes Potenzial für die Verrechnung von Leistungen, die die Mobilfunkanbieter ihren Kunden im Auftrag Dritter anbieten könnten. Im Markt für konvergente Dienste seien die Mobilfunkunternehmen Schaltstelle für den Vertrieb unzähliger Applikationen und Inhalte. John Curtis: "Verrechnungsmanagement wird deshalb künftig zu einer Schlüsselkompetenz."

Trotzdem bleibt die Frage, wie weit das angeblich enorme Potenzial beim mobilen Entertainment tatsächlich in klingende Münze umgesetzt werden kann, wenn die Mehrheit der Kunden - wie eingangs festgestellt, sind 60 Prozent der Handykunden nicht bereit, für die Nutzung mobiler Dienste eine höhere Telefonrechnung zu akzeptieren - nicht dafür bezahlen möchte. Doch genau darin liegt, wie KPMG ja selbst schon festgestellt hat, eben die "riesige Herausforderung" für die Anbieter.