mehr Offenheit

Netzbetreiber als Innovationsbremse

Die TU-Wissenschaftlerin Barbara van Schewick sieht das Internet am Scheideweg
Von Marie-Anne Winter

Das Internet ist mit Entwicklungen wie E-Mail oder der Internet-Telefonie (VoIP) ein Tummelplatz für Innovationen. "Noch", so warnt die Wissenschaftlerin Dr.-Ing. Barbara van Schewick vom Fachgebiet Telekommunikatiosnetze der TU Berlin. Denn der bisherige Garant des Fortschritts, die Offenheit der Übertragungsnetze, droht ins Wanken zu geraten.

So soll das Mobilfunkunternehmen Vodafone zum Beispiel über eine Sperrung von Internet-Telefonie-Signalen im UMTS-Netz nachdenken. Und die Deutsche Telekom droht wie berichtet damit, das neue Hochgeschwindigkeitsnetz mit einer Übertragungsrate von 50 MBit/s nur dann zu bauen, wenn der Konzern die Netze entgegen der bisherigen Regelungen für einige Jahre alleine nutzen darf.

Einschränkungen der Offenheit haben jedoch einschneidende wirtschaftliche Konsequenzen, denn sie behindern die Entstehung neuer Innovationen, wie Barbara van Schewick in ihrer Dissertation [Link entfernt] "Architecture and Innovation: The Role of the End-to-End Arguments in the Original Internet" festgestellt hat. Für ihre Arbeit wurde die Informatikerin und Juristin mit dem Wissenschaftspreis der Deutschen Stiftung für Recht und Informatik (DSRI) ausgezeichnet.

Viele Innovationen beruhen auf der Architektur des Internets

In einer Pressemitteilung heißt es, dass die TU-Wissenschaftlerin erstmals die Theorie belegen konnte, dass die Vielzahl der Innovationen im Internet kein Zufall sei, sondern durch die ursprüngliche Architektur des Internets ermöglicht wurde. Die Internetarchitektur beruhe auf einem Design-Prinzip, das End-to-End Argument genannt wird. Bei diesem Prinzip laufen die Anwendungen wie etwa ein Internetbrowser auf dem heimischen PC. Das Netzwerk sorgt lediglich für die Übertragung der Daten; es kann jedoch nicht erkennen, welche Anwendungen gerade laufen.