Entwicklung

"Es ist nicht einfach, ein gutes Handy zu bauen"

Handheld-Hersteller Palm will künftig "Handy-Computer" produzieren
Von Marie-Anne Winter

Einst war der Begriff "Handheld" gleichbedeutend mit dem Namen Palm. Nun kündigt der langjährige Marktführer unter den Organizer-Herstellern, den schrittweisen Rückzug aus seinem einstigen Kerngeschäft. In einem Gespräch mit der Berliner Zeitung sagte Palm-Vorstandschef Ed Colligan, dass Palm binnen fünf Jahren keine Computerfirma, sondern ein Hersteller von "Handy-Computern" sein werde. Im "unteren Preissegment" werde es dann zwar noch Taschencomputer geben. "Wenn etwa eine Hausfrau Adressbuch und Terminkalender elektronisch führen will, dann wird sie ein entsprechendes Gerät von Palm kaufen können", erklärte Colligan. "Aber das wird nur noch ein kleines Segment sein."

Die Entwicklung wird nach Ansicht von Colligan in Richtung von Multifunkions-Handys gehen, allerdings wird es auch künftig mehr als einen Geräte-Typ geben. "Ich denke, viele Leute wollen künftig nur mit einem Gerät aus dem Haus gehen, das sowohl ein MP3-Spieler als auch Handy und Taschencomputer ist", sagte der Palm-Chef gegenüber der Zeitung. Das alles biete schon der Treo. Allerdings sei es schwierig, alle Funktionen in einem Gerät unter zu bringen. Man werde weiterhin Schwerpunkte setzen müssen. Ein gutes Kamerahandys wird beispielsweise nicht unbedingt auch ein gutes Musikhandy sein.

Die Kooperation mit dem Konkurrenten Microsoft verteidigte Colligan mit dem Argument, dass Palm einige Dinge mit Microsoft gemeinsam besser durchsetzen könne, als gegen Microsoft. Weil Unternehmen nun einmal Microsoft-Programme nutzen würden, sei es sinnvoll, Smartphones, die von Mitarbeitern genutzt würden, mit Windows-Software auszustatten. Außerdem würden die Mobilfunknetze zwar mit mehreren Betriebssystemen in den Endgeräten klar kommen, aber eben nicht mit allen. Durch die Kooperation mit Microsoft könnten nun neue Kundengruppen erreicht werden. Gleiches gelte auch für die Kooperation mit dem Blackberry-Hersteller RIM. Durch die Integration des E-Mail-Push-Dienstes könne Palm von der Marktpräsenz von RIM profitieren.

Colligan ist davon überzeugt, dass das Internet künftig durch die Integration von WLAN und WiMAX vor allem per Smartphone genutzt wird: "Auf jeden Fall werden in zehn Jahren die meisten Menschen mit mobilen Geräten E-Mails abfragen oder im Web surfen."

Der Palm-Chef rechnet auch mit einem Einstieg des Computerkonzerns Apple in das Mobiltelefon-Geschäft: "Ich wäre tatsächlich nicht überrascht, wenn Apple mehr anbieten würde im Funk-Sektor. So gesehen würden wir künftig in einigen Bereichen Konkurrenten sein." Er wünsche "Apple alles Gute". Es sei nicht einfach, ein gutes Handy zu bauen. "Wir haben drei Jahre dafür gebraucht."