Kritik

VATM: Glasfaser-Ausbau sperrt Wettbewerber aus

Steigende Investitionen der Wettbewerber in Netze und Dienste
Von Björn Brodersen

Die Investitionen der deutschen Telekommunikationsanbieter im Festnetzbereich werden in diesem Jahr erstmals seit dem Jahr 2000 wieder ansteigen. Rund eine Milliarde Euro werden die Wettbewerber der Telekom in diesem Jahr in Netze und Dienste investieren, prognostizierte der Verband der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten (VATM) auf dem Münchener Pressetag. Gleichzeitig ermahnte der Verband den Regulierer, geeignete Maßnahmen zu ergreifen, die den Wettbewerb fördern, und neue Anreize für den Ausbau der Breitbandnetze zu fördern. Der VATM befürwortet beispielsweise die organisatorische Herauslösung des Anschlussnetzes der Deutschen Telekom, um allen Wettbewerbern fairen Zugang zu ermöglichen.

Erstmals seit fünf Jahren zeigten die Investitionen der Telekom-Wettbewerber wie beispielsweise Telefónica, BT Germany und Arcor ins Festnetz 2005 wieder nach oben, sagte VATM-Geschäftsführer Jürgen Grützner. Zusammen mit dem Mobilfunk beliefen sich die Investitionen der Unternehmen in diesem Jahr auf rund 2,5 Milliarden Euro. "In den letzten fünf Jahren wurden hier zehn Milliarden Euro investiert, inklusive Mobilfunk sind es sogar 16 Milliarden Euro", sagte Grützner. Nach Angaben der VATM-Sprecherin gibt es in Deutschland rund 10,2 Millionen Breitband-Anschlüsse für Angebote wie schnelle Internetzugänge oder das breitbandige TV-Kabel.

Grützner: Wettbewerbsverdrängung unter dem Deckmantel der Innovation

Die Ankündigung der Telekom, weitere Investitionen in das Breitbandnetz von einer Rückführung der Regulierung abhängig zu machen, trifft auf entschiedene Kritik der Wettbewerber. "Unter dem Deckmantel der Innovation verkauft die DTAG hier eine Strategie, die angesichts des drohenden Verlustes weiterer Marktanteile im Breitbandbereich gezielt auf Wettbewerbsverdrängung in ausgewählten, wettbewerbsintensiven Ballungszentren setzt, anstatt auf flächendeckenden Infrastrukturausbau ausgerichtet zu sein", sagte Grützner. "Die Erfahrungen zeigen, dass gerade Innovationen und Investitionen samt erheblicher Arbeitsmarktpotenziale massivst gefährdet sind, wenn es - wie im Falle von DSL geschehen - einem Ex-Monopolisten gelingt, auch nur für kurze Zeit Wettbewerb auszuschalten."

Den von der Telekom in einigen Regionen begonnene Verlängerung der Glasfaser hat nach Ansicht des Verbands zu massiven Problemen beim DSL-Ausbau geführt. Die Verlängerung der Glasfaser sei keine Innovation, sondern schaffe gezielt neue Zugangshindernisse für die Wettbewerber, die die Investitionen von bundesweiten Netzanbietern, von City-Carriern und TV-Kabelnetzbetreibern sowie die Geschäftsmodelle der DSL-Provider bedrohen, kritisiert der VATM.