Sauerer Apfel

Wird das iTunes-Handy ROKR ein Ladenhüter?

Mobilfunkbetreiber in Deutschland zögern
Von Marie-Anne Winter

Apple und Motorola haben gestern gemeinsam das lange angekündigte iPod-Handy ROKR vorgestellt. Wie das Handelsblatt berichtet, soll das ROKR in den USA exklusiv vom Mobilfunkanbieter Cingular und in Großbritannien von o2 vertrieben werden. Weiter heißt es, dass o2 das Gerät nur an Vertragskunden subventioniert verkaufen werde. Interessanterweise ist es mit dem ROKR nicht möglich, über Mobilfunk Musik herunterzuladen. Es kann nur, wie der iPod, an den PC gekoppelt werden. Genau da liegt eine Schwachstelle der Kooperation, denn so ist das Gerät für Mobilfunkbetreiber wenig attraktiv.

Derzeit nimmt die Konkurrenz durch Musikshops mit der Technik des Konkurrenten Microsoft sehr stark zu, denn mit der Windows-Mobile-Technologie stehen bereits über 70 musikfähige Smartphones von über 40 Herstellern zur Verfügung. Unter den Microsoft-kompatiblen Musikplattformen im Internet ist auch der deutsche Marktführer Musicload von T-Online. Weltweit ist derzeit Apples iTunes überlegener Marktführer.

Bislang hat Apple alle Drittanbieter aus dem iTunes-Shop ferngehalten. Vom Erfolg es iTunes-Handys ROKR hängt für Apple viel ab. Jetzt gilt es, die Kunden zu überzeugen können, dass das Gerät wirklich ein guter Musikplayer ist, das gleichzeitig auch als schickes und funktionales Handy taugt. Die Mobilfunkbetreiber in Deutschland halten sich zurück: Keiner der großen Netzbetreiber hat das Gerät auf der Wunschliste.

Veraltet und uncool

Das Zögern sei nicht verwunderlich, zitiert das Handelsblatt den Gartner-Experten Daren Siddall, "ich sehe nicht, wie Mobilfunkbetreiber wirklich profitieren könnten." Die Musik müssten die Mobilfunkkunden weiterhin bei Apple direkt kaufen.

Doch auch Erzkonkurrent Microsoft hatte bitter lernen müssen, wie schwierig es ist, Erfolgsmodelle, die in einem Bereich prächtig funktionieren, auf den Mobilfunkmarkt zu übertragen. Im Mobilfunk sind die Unternehmen auf Partnerschaften angewiesen. Mittlerweile bietet der Softwareriese eine Basisplattform (Playforsure) an, auf der Shop- oder Netzbetreiber eigene Software aufsetzen können.

Problematisch sei laut Analysten auch die veraltete Technologie des ROKR, der weder UMTS-fähig sei, noch etwas von der Coolness des iPod habe. Was bleibe, sei die einfache Bedienbarkeit der iTunes-Software. Konkurrent Sony Ericsson habe mit dem Walkman-Handy W800i aber schon gezeigt wie es besser geht.