Vergleich

Breitband: Europa hat erheblichen Nachholbedarf

DSL-Dominanz untermauert Vormachtstellung der Ex-Monopolisten
Von Christian Horn

DSL ist die weltweit am weitesten verbreitete Breitband-Technologie. Mit 95 Millionen DSL-Anschlüssen ist der Breitbandzugang über das Telefonkabel fast doppelt so stark verbreitet wie das Breitband über das TV-Kabel. 25 Prozent der weltweiten DSL-Anschlüsse liegen in Westeuropa, 7 Prozent davon in Deutschland. Die USA beanspruchen 12 Prozent der weltweiten DSL-Anschlüsse für sich. Dort wuchs die Zahl der DSL-Anschlüsse allein 2004 um 35 Prozent dem Vorjahr gegenüber. Bei den Europäern legten Italien mit 60 Prozent und Großbritannien mit 74 Prozent ein atemberaubendes Wachstum vor.

Die erfreulichen Wachstumszahlen bei DSL haben für DB Research allerdings einen bitteren Beigeschmack. Einseitiges Wachstum bei DSL untermauert die marktbeherrschende Stellung der ehemaligen Monopolisten und gefährdet den Wettbewerb. "Aufgrund der Eigentumsverhältnisse wird DSL quasi in allen Ländern vom Ex-Monopolisten dominiert - den Haupteigentümern des TK-Festnetzes. Über sein Eigentum an der "letzten Meile" zum Endkunden kann der Ex-Monopolist alternativen Anbietern den Marktzutritt erschweren", schreibt Stefan Heng, der Autor der DB Research-Studie.

Ziel eines wettbewerblich organisierten Marktes liegt noch in weiter Ferne

Die Zahlen sprechen für sich: In Deutschland betreibt der Ex-Monopolist Telekom direkt 88 Prozent aller DSL-Anschlüsse. In Italien und Frankreich kontrollieren die Ex-Monopolisten direkt oder indirekt drei Viertel der DSL-Anschlüsse, in Großbritannien sogar 91 Prozent. Zwar ist die EU bemüht die TK-Liberalisierung voranzutreiben, die einzelnen Mitgliedsstaaten jedoch setzen die EU-Richtlinien zum Teil nur sehr zögerlich um. "Trotz einiger Maßnahmen zur Öffnung des Marktes ist in der Breitbandkommunikation das Ziel eines wettbewerblich organisierten Marktes noch in weiter Ferne", lautet das ernüchternde Resümee von DB Research.

Die Politik, der die zentrale Bedeutung leistungsfähiger Kommunikationsnetze für die Wettbewerbsfähigkeit moderner Ökonomien bewußt ist, dürfe bei ihrem Bestreben die Breitbandkommunikation zu fördern, nicht den Fehler begehen, mit staatlichen Breitband-Offensiven DSL einseitig zu bevorzugen, warnt DB Research. Angesichts der Dominanz der ehemaligen Monopolisten in diesem Segment wäre dies wettbewerbspolitisch äußerst bedenklich.