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Testlauf für Fernsehen auf dem Handy

DVB-H-Pilotprojekt anlässlich der IFA offiziell gestartet
Von Volker Schäfer

Anlässlich der Internationalen Funkausstellung (IFA) wurde das DVB-H-Pilotprojekt in Berlin offiziell gestartet. Testsendungen gab es schon seit dem vergangenen Jahr, ab sofort soll jedoch für zunächst zwölf Monate kontinuierlich gesendet werden. Damit wird der Testlauf parallel zum ebenfalls auf ein Jahr angelegten DVB-T-Radioprojekt durchgeführt.

Im Gegensatz zum DVB-T-Radio, das jeder Endkunde mit normalen Set-Top-Boxen für das digitale terrestrische Fernsehen nach einem neuen Programm-Suchlauf empfangen kann, wird DVB-H derzeit nur intern von am Projekt beteiligten Firmen getestet. Später ist zwar auch eine Ausdehnung auf interessierte Endverbraucher denkbar, zurzeit ist dies jedoch noch nicht vorgesehen.

Mobiles Fernsehen auf Nokia-Handys mit DVB-H-Empfänger

Empfangen werden die digitalen Fernseh- und Hörfunkprogramme in Halle 4.2 des Messegeländes unter dem Berliner Funkturm vor allem mit Geräten von Nokia. Der finnische Handy-Hersteller hat dafür das Mobiltelefon 7710 um einen DVB-H-Empfänger erweitert. Dabei handelt es sich jedoch um einen Prototypen. Derzeit ist nicht absehbar, ob das Gerät in der auf der IFA gezeigten Version auf den Markt kommt. Zu empfangen sind im Rahmen des Pilotprojekts sowohl herkömmliche Fernsehprogramme, als auch interaktive Dienste, die das Mobiltelefon als Rückkanal nutzen. Weiter zu empfangen sind Radioprogramme und Programm-unabhängige Datendienste.

Zu den TV-Programmen zählen u.a. das Hauptprogramm des ZDF und 1 Extra, ein digitales Zusatzprogramm der ARD. Aber auch Eurosport, VH-1 Classic und BBC World, um nur einige Beispiele zu nennen. Interaktive TV-Angebote gibt es z.B. von der Deutschen Welle, 9Live und K1010. Im Hörfunkbereich sind nahezu alle Berliner Privatradios und zusätzlich Mallorca 95,8 und Radio France International vertreten. Datendienste kommen von Navigon, der Deutschen Telekom und dem Mona Infodienst.

DVB-H versus DMB: Welcher Standard setzt sich durch?

Senderstandorte sind der Fernsehturm auf dem Berliner Alexanderplatz und der Sendemast auf dem Schäferberg im Südwesten der Bundeshauptstadt. Damit werden vor allem die Stadtgebiete von Berlin und Potsdam erreicht. Bei einem Test der teltarif.de-Redaktion war aber auch in Oranienburg noch guter Empfang möglich. Die DVB-H-Sender werden auch mit DVB-T-Set-Top-Boxen bei einem Programm-Suchlauf eingelesen. Allerdings lassen sich die einzelnen Programme nicht anwählen und somit auch nicht empfangen.

Neben der Medienanstalt Berlin-Brandenburg machen sich derzeit auch die Landesmedienanstalten der norddeutschen Bundesländer für die Einführung des DVB-H-Standards stark. Schon zur Fußball-Weltmeisterschaft im kommenden Jahr hofft man, zumindest die Spielstätten versorgen zu können. Innerhalb der nächsten zwei bis drei Jahre soll dann ein bundesweites Sendernetz errichtet werden, das rund 40 Prozent der Bevölkerung erreicht.

Allerdings gibt es mit DMB ein Konkurrenz-System für mobiles Fernsehen, das z.B. von Bayern bevorzugt wird. Auch DMB wird auf der IFA in Berlin vor geführt. Hierfür gibt es u.a. Kombigeräte mit DVD- und MP3-Player, die ebenfalls im kommenden Jahr marktreif sein sollen. Schon im Oktober soll in Regensburg ein erstes deutsches DMB-Pilotprojekt starten. Bis zur Fußball-WM hoffen auch die DMB-Befürworter, offiziell an den Start gehen zu können. Sowohl DVB-H, als auch DMB einzuführen, macht wenig Sinn. Welches der beiden Systeme sich schlussendlich durchsetzen wird, ist derzeit aber nicht absehbar.