Zwischenbericht

Neue Technik lockt die Massen zur IFA

Schon vor der Eröffnung lange Warteschlangen
Von dpa / Marie-Anne Winter

Die Unterhaltungselektronik fasziniert die Massen und die Besucher strömen zu tausenden auf die International Funkausstellung (IFA) in Berlin. Schon vor Öffnung bildeten sich heute Morgen Schlangen an den Messekassen. Pünktlich ab 10.00 Uhr eroberten dann jung und alt die 26 Hallen unter dem Funkturm. "Wir sind mit dem Besuch sehr zufrieden", sagte Messesprecher Michael Hofer.

Neben Privatbesuchern als potenziellen Käufern kommen die für die Industrie wichtigen Fachbesucher. "Die Fachhandelszentren sind bestens besucht. Die Ordertätigkeit ist gut angelaufen", ergänzte der Sprecher. Auf der gestern gestarteten weltgrößten Branchenschau zeigen 1200 Aussteller aus 40 Ländern bis 7. September unzählige Neuheiten und Weiterentwicklungen der Unterhaltungs- und Kommunikationselektronik. Schwerpunkte sind unter anderem das hochauflösende Fernsehen HDTV, vernetzte Unterhaltung und Fernsehen auf dem Handy.

Super-Multi-Laufwerke kommen Ende des Jahres in den Handel

Als weitere Neuheit wurde heute die erste wiederbeschreibbare DVD mit 16facher Aufzeichnungsgeschwindigkeit vorgestellt. "Super Multi"-Laufwerke, die 16x DVD-RAM und alle anderen bisherigen Formate unterstützen, sollen Ende des Jahres in den Handel kommen, teilte das Branchengremium Recordable DVD Council mit.

Philips-Manager Rudy Provoost betonte, HDTV werde die Elektronik- und Fernseh-Branche fundamental verändern. Die neuen Technologien erforderten von den Unternehmen vermehrt neue Partnerschaften, die Zeiten des "Do it yourself" seien vorbei. Für einfach zu bedienende Komplettangebote seien zunehmend Partnerschaften etwa mit Inhalte- Anbietern und Service-Providern erforderlich. "Unser Job ist es nicht länger, Fernseher oder Settop-Boxen als Stand-alone-Produkte herzustellen." Es gehe darum, ein digitales Ökosystem zu entwickeln.

HDTV werde voraussichtlich bereits zur Fußballweltmeisterschaft 2006 eine "kritische Masse" erreichen, zeigte sich Provoost überzeugt. Für einen schnellen Wechsel vom analogen zum digitalen hochauflösenden Standard sei aber neben vielfältigen Senderangeboten auch zum Beispiel die Klärung von Urheberrechtsfragen in Europa nötig. Derzeit gebe es in Europa einen Flickenteppich aus mehr als 25 Copyright-Richtlinien.

Flache Fernseher und hohe Lärmpegel

Panasonic-Europachef Joachim Reinhart kritisierte ARD und ZDF scharf für ihre Zurückhaltung beim hochauflösenden Fernsehen HDTV. "Es ist eine Schande, dass die Fußball-WM in Deutschland nur im Bezahlfernsehen in hoher Auflösung zu sehen sein wird", sagte Reinhart der dpa. Die Industrie könnte jederzeit in erforderlicher Stückzahl die notwendige Produktionstechnik für High-Definition- Fernsehen liefern.

In den gut besuchten Hallen gab es bei teils hohem Lärmpegel und tausenden flimmernden Bildschirmen zumeist keine Hektik. Viele Aussteller lockten mit Gewinnspielen zusätzliche Zuschauer an. Vor allem die neuen flachen Fernseher zeigten sich als Publikumsmagneten. An vielen Ständen machte sich eine Art Wohnzimmeratmosphäre breit.

Die Messebesucher nutzten reichlich die gemütlichen Sitzlandschaften und Sofas und ließen sich von den neuen Technologien faszinieren. In entspannendem Ambiente sollen sich die Besucher von der Qualität der neuen Fernsehgeräte mit gestochen scharfen Bildern dank HDTV auf den LCD- und Plasmabildschirmen überzeugen. Ob Navigationssysteme, neue Kameras oder Musikanlagen - ausprobieren war gefragt.

Die Branche der Unterhaltungselektronik baut auf einen schnelle Durchsetzung des HDTV-Standards mit seinen gestochen scharfen Bildern im 16:9-Format. Das herkömmliche TV-Format 4:3 ist auf der IFA bis auf ganz wenige Ausnahmen verschwunden.

Die Industrie war vor der IFA sehr zuversichtlich. Die deutschen Unternehmen sehen sich von der allgemeinen Nachfrageschwäche abgekoppelt und erwarteten in diesem Jahr zweistellige Zuwachsraten. Erstmal soll es einen Gesamtbranchenumsatz von mehr als 20 Milliarden Euro.