Quartalszahlen

Westeuropäischer Handymarkt wächst ungebremst

Nokia weiterhin führend, Siemens verliert 49 Prozent Marktanteil
Von Christian Horn

In der von trüben Wachstumszahlen und sinkenden Verbraucherausgaben geprägten europäischen Wirtschaft erfreut sich der westeuropäische Mobiltelefonmarkt eines weiterhin ungebremsten Wachstums. Dem Quartalsbericht des Marktfoschungsinstituts IDC für den westeuropäischen Mobiltelefonmarkt zufolge legte der Handymarkt in Westeuropa im zweiten Quartal 2005 gegenüber dem Vergleichsquartal des Vorjahres um 20 Prozent zu. Die Zahl der verkauften Mobiltelefone lag bei 37,6 Millionen - eine Steigerung von über sechs Millionen verkauften Geräten im Vergleich zu den 31,3 Millionen verkauften Handys im zweiten Quartal 2004.

Konsumenteninteressen richtig einschätzen ist eine Gratwanderung

Befördernd für die gesunden Wachstumszahlen sind IDC zufolge eine Reihe von Faktoren. Während einerseits Billighandys stärker nachgefragt werden, sind im Segment der teureren, Feature-reichen Geräte die Austauschzyklen kürzer geworden - für viele Lifestyle-bewusste Westeuropäer ist das neueste Handy als Status-Symbol und Mode-Accessoire zum Muss geworden.

IDC charakterisiert den westeuropäischen Handymarkt als hochgradig segmentiert, was sich in der schwer zu überschauenden Gerätevielfalt niederschlägt. Die verschiedenen, vielschichtig gelagerten Konsumenteninteressen richtig einzuschätzen, kann für die Mobiltelefonhersteller leicht zur Gratwanderung werden, warnen die IDC-Marktforscher. "Weil der Mobiltelefonmarkt in Westeuropa sich zunehmend segmentiert, stehen die Hersteller unter dem Druck, ihr Portfolio zu erweitern. Der stetige Fluss neuer Geräte trägt 2005 zwar zum Wachstum des Marktvolumens bei, die Herausforderung für die Hersteller ist es aber, die jeweilgen Ansprüche der verschiedenen Marktsegmente zu erfüllen, ohne das Portfolio zu überstrapazieren, was sehr schnell negativ auf die Gewinnmargen schlagen kann", kommentiert Andrew Brown, Programm-Manager bei IDC.

Siemens muss herbe Verluste hinnehmen

Im Ranking bleibt Nokia auch im zweiten Quartal 2005 der unangefochtene Marktführer. Der finnische Mobiltelfonhersteller erhöhte seine Führungsposition um zwei Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahresquartal auf 35 Prozent Marktanteil. Die Zahl der verkauften Nokia-Geräte stieg von 10,2 Millionen auf 13,1 Millionen. Der große Aufsteiger im Jahr 2005 ist Samsung. Samsung konnte seinen Marktanteil von neun auf 16 Prozent steigern und die Zahl der verkauften Geräte von 2,8 Millionen im zweiten Quartal 2004 auf sechs Millionen im zweiten Quartal 2005 mit einer Steigerungsrate von 113 Prozent mehr als verdoppeln.

Motorola und Sony Ericsson zeigten relativ stabilen Zahlen. Motorolas Marktanteil wuchs von 14 auf 15 Prozent, die Zahl der verkauften Geräte stieg von 4,3 auf 5,8 Millionen. Sony Ericssons Markanteil sank leicht von 12 auf 11 Prozentpunkte, die Zahl der verkauften Sony Ericsson-Handys stieg dabei von 3,7 auf vier Millionen. Herbe Verluste musste hingegen Siemens hinnehmen. Dessen Markanteil schrumpfte von 15 Prozent auf sechs Prozent, was einem Negativwachstum von 49 Prozent entspricht. Im zweiten Quartal 2004 wurden in Westeuropa 4,7 Millionen Siemens-Handys verkauft, im zweiten Quratal 2005 nur noch 2,4 Millionen. Der Marktanteil aller übrigen Hersteller belief sich im zweiten Quartal 2005 mit 6,3 Millionen verkauften Geräten auf 17 Prozent.

Der Marktanteil der UMTS-Handys legte im zweiten Quartal 2005 im Vergleich zum Vorjahresquartal mit einer Steigerungsrate von 164 Prozent kräftig zu. IDC zufolge nehmen die Mobiltelefone der dritten Generation damit einen Marktanteil von zwölf Prozent des gesamten westeuropäischen Mobiltelefonmarktes ein.