Breitband-Internet

DSL wird immer gefragter

In Europa bald mehr Breitband-Anschlüsse als in den USA
Von Yvonne Göpfert

Neue Techniken wie Voice over IP (VoIP) und IP-basiertes Fernsehen lassen den Breitbandmarkt in den kommenden Jahren rasant wachsen. So gehen die Marktforscher von Strategy Analytics [Link entfernt] davon aus, dass Europa bereits 2005 Nordamerika als zweitgrößten Breitbandmarkt überholen wird. Die Zahl der Highspeed-Anschlüsse soll von 39 Millionen in 2004 auf 107 Millionen im Jahr 2010 wachsen. Während Großbritannien, Frankreich und Skandinavien den Breitbandnetz-Ausbau zügig vorantreiben, hinken die großen Märkte wie Deutschland, Italien oder Spanien hinterher. Eingeschränkter freier Wettbewerb, restriktive Gesetze und Regulatorien und auch die geringere Anzahl an PCs pro Haushalt sollen für die langsamere Breitbandausbreitung verantwortlich sein.

In Westeuropa sollen 2010 rund 63 Prozent aller Haushalte und 93 Prozent aller Online-Haushalte mit DSL-Geschwindigkeit im Web unterwegs sein. Die Niederlande führen mit einer Breitband-Dichte von 56 Prozent, gefolgt von der Schweiz mit 51 Prozent und Dänemark mit 49 Prozent. In Österreich verfügen 33 Prozent der Haushalte über einen Breitband-Zugang ins Web, was genau dem westeuropäischen Durchschnitt entspricht. Schlusslichter der 14 von Strategy Analytics unter die Lupe genommenen Märkte sind Italien (29 Prozent) und Deutschland (24 Prozent).

Schlechte Startbedingungen in Deutschland

Für das miserable Abschneiden Deutschlands in Sachen Breitband-Internet ist in den Augen von eMarketer-Analyst Ben Macklin die Dominanz der Deutschen Telekom verantwortlich: Der fehlende Wettbewerb habe das deutsche Breitband-Wachstum gebremst. Zwar sei die Zahl der Breitband-Haushalte in Deutschland 2004 um 46,2 Prozent gewachsen, aber dennoch hinter dem Wachstum in Märkten wie Frankreich (plus 90,6 Prozent) oder Großbritannien (plus 85,7 Prozent) geblieben. Ein weiterer Hemmschuh für schnelles Internet ist in Deutschland der Mangel an Alternativen zu DSL-Anschlüssen. So spielen Kabelzugänge nur eine geringe Rolle, weil massive Investitionen in die deutschen Kabelnetze erforderlich sind, um sie Highspeed-tauglich zu machen.

Verfügbarkeit und Auswahl, Preis und manchmal auch staatliche Förderung gelten als die bestimmenden Faktoren für eine rasche Verbreitung der schnellen Datenleitungen. In den führenden Breitbandmärkten haben die Konsumenten die Auswahl zwischen DSL, Kabel oder anderen Anschlüssen. Durch den Wettbewerb fallen die Preise und neue Services kommen auf den Markt. Doch es besteht Hoffnung: In Deutschland können wir seit einigen Monaten einen heftigen Preiskampf unter den verschiedenen DSL-Anbietern verfolgen. Und Lycos-Vorstandschef Christoph Mohn von Lycos Europe erwartet, dass die Preise für schnelle Internetzugänge weiter sinken werden. "Es würde mich wundern, wenn der Preisdruck nachlässt".

Über den Breitband-Markt in Deutschland informiert auch der neue Breitband-Atlas des Bundesministeriums für Wirtschaft und Arbeit.