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E-Plus-Chef: "Wir sind keine Mobile-Data-Verweigerer"

Wie soll die Begeisterung für das mobile Internet geweckt werden?
Von Björn Brodersen

E-Plus bietet mit dem Hiptop schon länger ein Gerät an, mit dem man normale Internetseiten ansurfen und mehrere E-Mail-Konten abrufen kann. Mit dem Sidekick II-Vorgänger ist genau das möglich, wofür T-Mobile jetzt mit "web'n'walk" wirbt. Die i-mode-Plattform ist dagegen ein Internetangebot, das zwar auf einer offenen Programmiersprache beruht, dessen Zugang jedoch beschränkter ist als bei den WAP-Portalen der anderen Netzbetreiber.

Bemühungen, die Vermarktung der Datendienste voranzutreiben, blieben bislang aber aus. Auch mit UMTS starteten die Düsseldorfer erst im Juni 2004 als letzter der vier deutschen Netzbetreiber. Dem Vorwurf, dass das eigene Unternehmen ein Mobile-Data-Verweigerer sei, trat E-Plus-Chef Uwe Bergheim auf der Handelsblatt-Veranstaltung jedoch entgegen. "Wir sollten Vernunft walten lassen - das ist wichtiger als die Jagd nach einem Gespenst", sagte er. Er plädierte dafür, dem Thema UMTS mehr Zeit zu geben. Die Zahlen für das vergangene Jahr hätten gezeigt, dass die Umsätze mit Datendiensten niedriger ausfallen als prognostiziert. Die bisherigen Werbeausgaben hätten sich bislang als "Fehlinvestitionen" erwiesen.

Im vergangenen Jahr war der Umsatzanteil der mobilen Datendienste bei allen Netzbetreibern nur geringfügig gestiegen. Verglichen mit dem jeweiligen Gesamtumsatz fuhr o2 mit 22,3 Prozent noch die höchsten Datendienstumsätze ein, T-Mobile mit 16 Prozent die niedrigsten. "Wir geben zu viel aus für ein Thema, für das die Menschen noch nicht reif sind", sprach Bergheim die bisherigen Marketingbemühungen an. Stattdessen sollten sich die Mobilfunkanbieter nach Meinung von Bergheim wieder stärker an den Bedürfnissen der Kunden orientieren. Abgesehen von der Telefonie und dem SMS-Versand handle es sich bei den anderen Angeboten - zum Beispiel MMS - noch immer um Nischenbereiche. 85 Prozent der Umsätze der Mobilfunkbetreiber mit Datendiensten im vergangenen Jahr gingen noch auf den SMS-Versand zurück.

Was erwartet den Kunden in Zukunft?

Auch wenn es in kleinen Schritten vorangeht - UMTS wird in naher Zukunft zum Mobilfunk-Alltag gehören und neue Dienste ermöglichen. Jedoch setzen die Mobilfunkanbieter nicht nur auf diesen Datenübertragungsstandard allein, sondern sehen UMTS eher als eine Zugangstechnologie von vielen, die sich alle miteinander ergänzen. In Zukunft soll sich der Kunde keine Gedanken mehr darüber machen, ob er mit seinem Endgerät via UMTS oder beispielsweise über WLAN, Wi-Fi oder WiMAX auf mobile Dienste, die über eine offene Plattform angeboten werden, zugreift. Gleichzeitig soll er zur weiteren Vereinfachung die Nutzung der verschiedenen Zugangsmöglichkeiten über eine Rechnung begleichen können.

Bis es soweit ist, werden allerdings noch einige Jahre vergehen. Als nächstes planen die Mobilfunkbetreiber zunächst den Angriff auf den Festnetzanschluss zu Hause. Der Anfang wurde mit Angeboten wie o2 Surf@Home sowie Vodafone Zuhause Web gemacht. Allerdings sind die Nutzungspreise noch zu hoch, als dass diese Produkte schon jetzt den Festnetzanschluss ersetzen können. Ein ähnliches Produkt bereitet anscheinend auch T-Mobile inzwischen vor. Vorstellbar sind laut Höttges ein an den Genion- oder den Vodafone Zuhause-Tarif angelehntes Produkt mit einer Homezone oder ein in Zusammenarbeit mit der Telekom-Festnetzsparte T-Com entwickeltes Bündelprodukt.